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Spaniens König Juan Carlos mit Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff

© dpa

Finanzkrise: Spanien und Portugal bitten frühere Kolonien um Wirtschaftshilfe

Vom König zum Bettler: "Wir brauchen mehr Iberoamerika", sagt Spaniens König Juan Carlos - und hofft auf Unterstützung aus Lateinamerika.

Cadiz - Es ist eine symbolträchtige Stadt, in welche Spaniens König Juan Carlos seine „iberoamerikanischen Brüder“ zum Gipfel lud. In früheren Jahrhunderten war das südspanische Cadiz einer jener Handelshäfen am Atlantik, von denen aus Spaniens Flotte aufbrach, um Lateinamerika zu erobern und die Kolonien auszuplündern. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet: Von der Macht der früheren Eroberer ist nicht mehr viel übrig. Nun muss das tief in der Krise steckende Spanien sogar um Hilfe bitten.

„Wir brauchen mehr Iberoamerika“, sagte der König. „Unsere Blicke richten sich auf euch. Ihr habt einen außergewöhnlichen Kraftakt unternommen, um dorthin zu kommen, wo ihr heute seid. Das müssen wir anerkennen.“ Lateinamerika, das einst fast komplett unter der Herrschaft der Seemächte Spanien und Portugal stand, zählt heute zu den am schnellsten wachsenden Regionen der Welt. Beim Gipfel in Cadiz waren nur 15 Staats- und Regierungschefs anwesend. Argentinien, Uruguay, Venezuela, Kuba, Paraguay, Guatemala und Nicaragua fehlten.

Auch Portugals Staatspräsident Anibal Cavaco Silva lobte in Cadiz den lateinamerikanischen Raum als „einen der wichtigsten Motoren der Weltwirtschaft“. Eine Zusammenarbeit mit den Staaten in Süd- und Mittelamerika sei „eine Investition in die Zukunft“. Die hoch verschuldeten Portugiesen stehen seit Frühjahr 2011 unter der Kontrolle des Euro-Rettungsschirmes. Vor allem mit der früheren portugiesischen Kolonie Brasilien will man mehr Geschäfte machen.

Während Brasilien, wo 2014 die Fußball-WM und 2016 die Olympischen Spiele stattfinden, überdurchschnittlich wächst, schrumpft in Spanien wie in Portugal die Wirtschaft. Es seien „schwierige Situationen“ entstanden, sagte Juan Carlos. Wachsende Arbeitslosigkeit und massive staatliche Einsparungen treiben die Staaten in Südeuropa immer tiefer in die Armut. In Lateinamerika hingegen „werden die Armutsquoten geringer“, sagte Spaniens König anerkennend.

Die Wirtschaft ganz Süd- und Mittelamerikas legt im Schnitt um mehr als drei Prozent im Jahr zu. Für 2013 wird sogar ein Plus von vier Prozent erwartet. Davon können Spanien und Portugal nur träumen. „Wir empfangen lateinamerikanische Investitionen mit offenen Armen“, lockte der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy. Bisher hat auch Spanien gern und viel in Lateinamerika investiert, ist dort sogar nach den USA der größte Investor. Doch nach der Enteignung des spanischen Repsol-Ölkonzerns in Argentinien und des Stromunternehmens Red Electrica in Bolivien wächst die Sorge um die Sicherheit der spanischen Investitionen. Ralph Schulze

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