zum Hauptinhalt
Die Angehörigen der Opfer: Amor Benna (M.) and Adel Benna (l.), Vater und Bruder von Zyed Benna, sowie der Bruder von Bouna Traore (r.).

© Damien Meyer/AFP

Frankreich: Polizisten nach Tod von Jugendlichen freigesprochen

Vor zehn Jahren hatte der Tod zweier Jugendlicher, die bei der Verfolgung durch die Polizei ums Leben kamen, zu heftigen Krawallen in Frankreich geführt. Nun standen zwei Polististen standen wegen unterlassender Hilfeleistung vor Gericht.

Das Versteck wurde ihnen zum tödlichen Verhängnis: Ein gewaltiger Stromschlag tötete im Oktober 2005 den 17 Jahre alte Zyed Benna und den 15-jährige Bouna Traoré, als sie sich bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei im Pariser Vorort Clichy-sous-Bois in ein Transformatorenhäuschen flüchteten. Der Tod der Jugendlichen führte zu wochenlangen Vorstadt-Unruhen in Frankreich, bei denen tausende Autos in Flammen aufgingen und zahlreiche Polizisten verletzt wurden. Die Regierung verhängte den Ausnahmezustand. Zehn Jahre nach dem dramatischen Vorfall sind zwei Polizisten vom Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung freigesprochen worden. Das Strafgericht der nordwestfranzösischen Stadt Rennes folgte damit am Montag dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

"Dann gebe ich nicht viel auf ihr Leben"

Bei dem Prozess vor dem Strafgericht von Rennes stand ein Satz im Mittelpunkt, den ein Polizist bei der Verfolgungsjagd in sein Funkgerät gesprochen hatte: "Wenn sie auf das EDF-Gelände gehen, dann gebe ich nicht viel auf ihr Leben." Tatsächlich hatten sich die beiden Jugendlichen, die offenbar zu Unrecht des Diebstahls verdächtigt wurden, bei der Verfolgungsjagd am 27. Oktober 2005 auf ein Gelände des Stromkonzerns EDF geflüchtet und in einem Transformatorenhäuschen versteckt. Wenig später waren Zyed und Bouna tot, ein dritter Jugendlicher durch den Stromschlag schwer verletzt.

Einer der nun freigesprochenen Polizisten hatte die Jugendlichen verfolgt und gesehen, wie sie über einen Zaun in Richtung eines Geländes des Strombetreibers EDF kletterten. Nach eigenen Angaben schaute er aber zweimal auf das Gelände und ging letztlich davon aus, dass die Jugendlichen sich dort nicht aufhielten. Seine am Montag ebenfalls freigesprochene Kollegin befand sich zum Zeitpunkt der Verfolgungsjagd im Kommissariat und verfolgte die Vorgänge über Funk. Auch ihr war vorgeworfen worden, von der Gefahr für die Jugendlichen gewusst, aber nichts unternommen zu haben.

Die Staatsanwaltschaft glaubte den Ausführungen der beiden Beamten und plädierte daher während des Prozesses im März auf Freispruch, ebenso wie die Verteidiger der Polizisten. Den Polizisten hatten fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von 75.000 Euro gedroht. (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false