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Der neu gewählte Oberbürgermeister Martin Horn nach der Attacke am Wahlabend

© dpa/Patrick Seeger

Update

Freiburg hat einen neuen Oberbürgermeister: Grüner Salomon in Freiburg abgewählt – Sieger Martin Horn bei Wahlparty Zahn ausgeschlagen

Die Freiburger werfen Oberbürgermeister Dieter Salomon aus dem Rathaus. Sieger Martin Horn wird am Wahlabend ein Zahn ausgeschlagen. Ein politisches Motiv wird ausgeschlossen.

Der grüne Oberbürgermeister von Freiburg, Dieter Salomon, ist nach 16 Jahren im Amt abgewählt. Der 57-Jährige erreichte bei der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag nicht die Mehrheit der Stimmen. Zum neuen Rathauschef wählten die Freiburger den parteilosen Sozialwissenschaftler Martin Horn (33). Er ist nach eigenen Angaben der jüngste Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt.

Kurz nach seinem Wahlsieg wurde Horn in Freiburg angegriffen und verletzt. Der 33-Jährige wurde bei seiner Wahlparty attackiert, wie ein Sprecher der Polizei in Freiburg bestätigte. Die Folge waren ein ausgeschlagener Zahn, eine gebrochene Nase und Wunden rund um das linke Auge. Horn sei zur weiteren Abklärung in ein Krankenhaus gebracht worden, erklärte der Polizeisprecher. Ein Tatverdächtiger sei vorläufig festgenommen worden. Hintergründe der Tat seien noch nicht bekannt. Horn habe vom Rettungsdienst behandelt werden müssen, es handele sich um leichte Verletzungen.

Am Montag erklärte der neue Oberbürgermeister er lasse sich von der Attacke nicht unterkriegen: „Mit Blick auf das tolle Wahlergebnis überwiegen Freude und Dankbarkeit“, sagte Horn gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Er sei froh, dass die Polizei kein politisches Motiv für die Tat gefunden habe. Der 54-jährige Angreifer hatte Horn an der Wahlparty mit der Faust mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen. Die Polizei nahm den Täter fest. Bei dem Mann wurde den Angaben zufolge eine psychische Erkrankung festgestellt.

Horn, der im Wahlkampf von der SPD unterstützt wurde, tritt das Amt am 1. Juli an. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben des Rathauses bei 51,7 Prozent. Salomon war vor 16 Jahren zum Stadtoberhaupt gewählt worden. Er war erster grüner Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt. Der 57-Jährige hatte angekündigt, im Falle einer Wahlniederlage in den Ruhestand zu gehen.

Der abgewählte Oberbürgermeister Dieter Salomon (Bündnis 90/Die Grünen)
Der abgewählte Oberbürgermeister Dieter Salomon (Bündnis 90/Die Grünen)

© dpa/Patrick Seeger

Schon im ersten Wahlgang die Nummer 2

Horn, Europa- und Entwicklungskoordinator bei der Stadt Sindelfingen, hatte sich bereits im ersten Wahlgang vor Salomon an die Spitze gesetzt. Er erreichte nach Angaben des Rathauses 44,2 Prozent der Stimmen.

Salomon kam auf 30,7 Prozent. Das Wahlergebnis wurde als schwere Schlappe für die Grünen gewertet. Ex-Grünen-Chefin Simone Peter sagte dem Tagesspiegel: „Es ist enttäuschend, dass die Grünen in der Pionier-Solarstadt Freiburg den Oberbürgermeister-Posten nicht verteidigen.“ Neben den Grünen hatte sich auch die CDU für Salomons Wiederwahl stark gemacht.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) lobte Salomon nach seiner Abwahl gegenüber dem Tagesspiegel. Nach 16 Jahren unter seiner Führung sei Freiburg sei in einem ausgezeichneten Zustand und gut für die Zukunft gerüstet. Eine starke "Wechselstimmung" in der Bevölkerung sieht Kretschmann als Grund dafür, dass sein Parteikollege die Wiederwahl nicht mehr geschafft hat: "Die Wählerinnen und Wähler in Freiburg haben sich für einen neuen Amtsinhaber entschieden." Die SPD frohlockte angesichts des Bebens in Freiburg. „Das ist ein großartiger Sieg für Martin Horn und sein Team“, sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil dem Tagesspiegel. „Er hat einen dynamischen und frischen Wahlkampf geführt und die Menschen überzeugt. Dieser Sieg hat eine Wirkung über Freiburg hinaus.“ Die Sozialdemokraten erobern damit quasi eine alte Hochburg zurück: Vor Salomon hatte 40 Jahre lange die SPD den Oberbürgermeister in Freiburg gestellt.

SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach sagte dem Tagesspiegel: „Das Ergebnis zeigt, dass es bei den Wählern der Grünen viele gibt, die eher Sozialdemokraten als Unionsanhänger sind und dass es den Grünen auch im Bund nicht bekommen wird, wie sie sich jetzt der CDU andienen.“ Auch SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel lobte den neuen Oberbürgermeister, der mit „Klarheit und Leidenschaft über die grün-schwarze Überheblichkeit gewonnen hat.“ (Tsp, dpa)

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