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Mann mit ausgebreiteten Armen wird von Wasserwerfer attackiert

© AFP

Globales Korruptionsbarometer schlägt aus: Jeder Vierte zahlt Schmiergeld

Bestechung gehört zum Alltag: Das ergab eine weltweite Umfrage von Transparency International. Besonders beunruhigend: In den meisten Ländern werden ausgerechnet die wichtigsten Institutionen der Demokratie als ausgesprochen korrupt angesehen. In Deutschland schneiden die politischen Parteien besonders schlecht ab.

Fast genau 20 Jahre nach der Gründung der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International (TI) bleibt Bestechung in vielen Ländern ein alltägliches Ärgernis. Von mehr als 114 000 Befragten in 107 Ländern haben 27 Prozent im globalen Korruptionsbarometer angegeben, sie hätten in den vergangenen zwölf Monaten Bestechungsgeld gezahlt. Transparency hat das globale Netzwerk von Meinungsforschern WIN/GIA zwischen September 2012 und März 2013 beauftragt, herauszufinden, wie es um die Korruption bestellt ist.

Das Ergebnis sei alarmierend, sagt TI-Chefin Huguette Labelle. Besonders beunruhigend findet sie, dass in den meisten Ländern ausgerechnet die wichtigsten Institutionen der Demokratie – Parteien, Verwaltungen, Polizei und Justiz – als besonders korrupt angesehen werden. In 36 Ländern vertrauen die Bürger der Polizei am wenigsten. 53 Prozent der Befragten sind von ihrer jeweiligen Polizei aufgefordert worden, Schmiergeld zu zahlen. In nahezu allen Ländern haben die politischen Parteien die schlechtesten Werte erzielt. Sie gelten fast überall als korrupt.

Interessant ist, dass bei der alltäglichen Korruption, also den Schmiergeldern, die von Bürgern verlangt werden, um ihnen zustehende staatliche Dienstleistungen auch zu bekommen, mehrere Länder im Mittelfeld gelandet sind, obwohl sie als sehr korrupt gelten: In Nigeria haben „nur“ 44 Prozent und in Afghanistan „nur“ 46 Prozent der Befragten innerhalb der vergangenen zwölf Monate jemanden bestochen. In Kenia waren es dagegen 70 Prozent. Und in Liberia sogar 75 Prozent, obwohl dessen Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf bei Geberländern einen guten Ruf genießt. Am schlimmsten steht es um Sierra Leone, wo 84 Prozent der Befragten Bestechungsgeld bezahlt haben.

Dass viele afrikanische Staaten schlecht abschneiden, ist keine Überraschung. Aber auch in den Industriestaaten sehen die Befragten große Probleme. Auf die Frage, ob ihre jeweilige Regierung von „großen Interessen“ getrieben werde, antworten nur fünf Prozent der Norweger mit Ja, obwohl der norwegische Reichtum nahezu ausschließlich auf das vom Staatskonzern Statoil geförderte Erdöl zurückzuführen ist. Aber 54 Prozent der befragten Deutschen sehen die Regierung von Partikularinteressen beherrscht, in Israel sind es sogar 73 Prozent und in Griechenland 83 Prozent.

In Deutschland schneiden die politischen Parteien besonders schlecht ab. Die Privatwirtschaft liegt jedoch nur wenig vor den Parteien. Das Vertrauen in die Öffentliche Verwaltung und das Parlament ist etwa gleich gering, noch schlechter stehen in Deutschland aber die Medien da. Nicht-Regierungs-Organisationen werden in Deutschland aber ebenfalls kritischer bewertet als in den meisten anderen Ländern. Die Vorsitzende der deutschen TI-Sektion, Edda Müller, sagt: „Die kritische Berichterstattung durch die Medien spielt eine wichtige Rolle bei der Korruptionsbekämpfung. Es ist daher ein alarmierendes Zeichen, wenn das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien zu sinken scheint.“ Müller fordert eine Diskussion darüber, „wie die Unabhängigkeit und Qualität der Medien langfristig gewährt werden kann“. TI-Geschäftsführer Christian Humborg weist darauf hin, dass die neue Gebührenregelung für die öffentlich-rechtlichen Sender in der Bevölkerung kritisch wahrgenommen werde. Zudem seien dort mehrfach Korruptionsskandale gemeldet worden. Auch bei einigen Nicht-Regierungs-Organisationen habe es Berichte über „zweckentfremdete Spenden“ gegeben, weshalb das Vertrauen in diese Vereine gesunken sei. Humborg wünscht sich von den Medien mehr Transparenz und einen internen Verhaltenskodex. TI Deutschland fordert schon länger Transparenzregeln für größere Vereine.

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