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Anton Hofreiter

© dpa

Grünen-Politiker Anton Hofreiter: "Wir haben zu wenige Machtoptionen"

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Anton Hofreiter gilt als ein möglicher Aspirant für den Fraktionsvorsitz der Grünen. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel bedauert er fehlende Machtoptionen seiner Partei. Rot-Rot-Grün ist für ihn kein Tabu.

Von Matthias Meisner

Herr Hofreiter, was ist da alles schief gelaufen?

Es wäre unklug, noch am Wahlabend mit Schuldzuweisungen zu beginnen. Was man sicher sagen kann, dass diese Verbotsanmutung sicher nicht hilfreich war. Wie zum Beispiel die Sache mit dem Vegetarischen Tag in Kantinen von uns verkauft worden ist, das war gar keine schöne Geschichte.

Ist das Steuererhöhungsthema falsch vermittelt worden?

Damit haben wir ein sehr, sehr kompliziertes Thema aufgegriffen. Aber letztlich ist das gemeinsam beschlossen worden und auch breit getragen worden. Angeblich will eine große Mehrheit der Bevölkerung eine Vermögensabgabe. Wir müssen in Ruhe betrachten, wie wir diese Debatte fortsetzen.

Stichwort Pädophilie: War das nur eine Kampagne gegen Grünen?

Nein, ausdrücklich nicht. Wir müssen dieses Thema weiter ganz sauber, ehrlich und transparent aufarbeiten.

Die Lage für die Grünen ist, salopp gesagt, ziemlich beschissen. Was für Ideen haben Sie, um den Abschwung der Grünen zu stoppen?

Wir werden uns auf die grünen Themen konzentrieren müssen. Aber nach einer eindeutigen Niederlage – und das ist unser Abschneiden - ist es nicht klug, jetzt schon festzulegen, welche Richtung wir künftig einschlagen.

Die Grünen haben inhaltlich einen Linksschwenk vollzogen. Warum haben die Wähler den der Partei nicht abgenommen?

Eines der Probleme war, dass die Machtoption Rot-Grün allgemein nicht als realistisch gegolten hat. Das hat sicher zu einer Demobilisierung geführt

Welche Verantwortung tragen die beiden Spitzenkandidaten für die Niederlage?

Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin haben sehr tapfer gekämpft. Wie es weitergeht, wird sehr solidarisch mit allen entschieden.

Schwarz-Grün rechnet sich auf jeden Fall: Bekommen Sie beim Gedanken an diese Konstellation Pickel?

Aus den Zahlen dieses Wahlabends kann ich keinen Regierungsauftrag erkennen.

Was bewundern Sie an Angela Merkel?

(lacht) Ihr Wahlergebnis.

Mit Rot-Rot-Grün – einer Konstellation, mit der Sie immer heimlich liebäugeln – wird es schon deshalb nichts, weil sich die Grünen der SPD-Ausschlusspolitik konsequent angeschlossen haben. Muss es damit nach diesem Wahltag vorbei sein?

Man muss die Machtoptionen weiter aufmachen. Wir haben bisher zu wenige, dazu nur solche, die als unrealistisch wahrgenommen werden.

Was reizt Sie an einem Linksbündnis?

Es ist einfach wichtig, dass demokratische Parteien vernünftig Koalitionen miteinander eingehen können.

Da rechnen Sie die Linke ausdrücklich ein?

Große Teile, ja, ausdrücklich.

Sie werden als möglicher künftiger Fraktionsvorsitzender gehandelt. Ist Ihnen diese Aufgabe angesichts der gewaltigen Probleme zu groß?

Wer in Zukunft Verantwortung nehmen muss in der Partei und der Fraktion, das entscheiden wir alle gemeinsam.

Sind Sie grundsätzlich bereit?

Noch einmal: Wir entscheiden alles gemeinsam. Das wird man dann sehen, wer von der Mehrheit für geeignet und richtig angesehen wird.

Anton "Toni" Hofreiter (43) ist Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestag. Er gehört zum linken Flügel seiner Partei. Er wird bereits seit längerem gehandelt als künftiger Chef der Grünen-Bundestagsfraktion. Das Gespräch führte Matthias Meisner

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