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Anonymous und LulzSec: Hacker erklären Regierungen den Krieg

Hacker haben die britische Behörde zur Bekämpfung organisierter Kriminalität angegriffen. Die britische Polizei schlägt zurück - und nimmt einen jungen Mann fest, der dem Hackerverbund LulzSec angehören soll.

Nach einer wochenlangen Serie von Hackerangriffen auf den US-Geheimdienst CIA, den US-Senat und Sony ist der britischen Polizei ein Verdächtiger ins Netz gegangen. Dienstagnacht nahm sie einen 19-Jährigen fest, wie Scotland Yard mitteilte. In seiner Wohnung sei eine „bedeutende Menge an Material“ beschlagnahmt worden. Gegen den Verdächtigen werde wegen Betrug und Computer-Missbrauch ermittelt. Er soll der Hackergruppe LulzSec angehören.

Diese hatte in den vergangenen Wochen zahlreiche Onlineangriffe gestartet. Unter den Opfern waren der US-Senat sowie die Unternehmen Sony und Nintendo. Nun bekannte sie sich über den Kurznachrichtendienst Twitter auch zu einer Attacke auf die britische Behörde zur Bekämpfung organisierter Kriminalität SOCA.. "Unsere Kampfflotte Lulz Lizard erklärt nun den sofortigen und unermüdlichen Krieg", erklärte die Gruppe im Internet zum Auftakt der gemeinsamen "Operation Anti-Security" (AntiSec), die sie gemeinsam mit der Hackergruppe "Anonymous" gestartet haben soll. Die britischen Behörden untersucht nach eigenen Angaben, ob Lulz Security auch Daten aus der britischen Volkszählung 2011 gestohlen haben könnte. Bislang gebe es darauf aber keine Hinweise.

LulzSec und Anonymous: Sie sind viele, sie haben kein Gesicht und sie sind wütend. Die derzeit agierenden, prominenten Hackergruppen wollen in der Szene beachtetet werden, aber auch konkrete Nadelstiche gegen Behörden und Unternehmen vornehmen, "die unseren Internet-Ozean beherrschen und kontrollieren", wie es in einer neuen Erklärung der Gruppe LulzSec heißt. Bei der Cyber-Attacke auf Sony Anfang Juni hatte LulzSec mehr als eine Million persönliche Daten wie Passwörter, E-Mail-Adressen und andere Informationen von SonyPictures.com erbeutet. Anonymous ist unter anderem für den Angriff auf Mastercard, Visa, und Amazon verantwortlich, die der Enthüllungsplattform "Wikileaks" im Sommer 2010 nicht mehr ihre Dienste zur Verfügung stellen wollten. Die lose organisierte Hacker-Gruppe Anonymous attackierte die Server der US- Unternehmen. Sie setzte dabei auf sogenannte DDOS-Angriffe, bei denen ein Web-Server mit Daten-Anfragen überhäuft wird, bis er unter dieser Last in die Knie geht.

Die Gruppe LulzSec rechtfertigt ihre Taten unter anderem damit, dass sie Nutzer stärker auf Sicherheit aufmerksam machen wolle. "Das ist die Lulz-Lizard-Ära, in der wir Dinge tun, nur weil wir sie unterhaltsam finden", heißt es in einem ihrer offenen Briefe. Die Fans fänden das Chaos lustig und die Gruppe habe Spaß daran, dieses Chaos auszulösen. Daher denke die Gruppe auch nicht ans Aufhören, auch wenn sie damit rechnen früher oder später vor Gericht gestellt zu werden. Das sei ihnen aktuell allerdings "scheißegal". Nach anfänglichem Streit sollen sich sich jetzt mit der Hackergruppe "Anonymous" verbündet haben. Diese agieren als Bewegung ohne sichtbare Hierarchie und Koordination. Anhänger ihrer Aktionen verkleiden sich gern mit einer Maske von Guy Fawkes, der 1605 ein Attentat auf den englischen König verübte. Wichtigstes Kommunikationsinstrument der Gruppe ist der kostenlose Diskussionskanal Internet Relay Chat (IRC), über den sie Angriffe auf Webseiten koordinieren.

"Anonymous kann man nicht ausschalten", sagte der Netzaktivist Stephan Urbach. Ein klares Bild der Gruppenstruktur werde dadurch erschwert, dass es schon lange verschiedene Strömungen gebe. Ein Teil wolle sich weiter auf Aktionen gegen Scientology konzentrieren, anderen liege das Wikileaks-Thema oder die Aufstandsbewegung in arabischen Ländern am Herzen. "Ein Teil der Anonymous-Aktivisten hat sich mit LulzSec zusammengetan, andere sind weiter dagegen", sagte Urbach.

So ist die Webseite der britischen Polizeibehörde zur Bekämpfung SOCA nun wieder zu erreichen. Und jetzt kündigte LulzSec an: "Unser oberstes Ziel ist es, jegliche Art von geheimen Regierungsinformationen zu stehlen und zu verbreiten." Die Hacker sprechen von einem "Krieg" gegen alle Bestrebungen, die Freiheit im Internet einzuschränken. Allerdings gibt es in den Diskussionen der Twitter-Nutzer auch skeptische Stimmen, die davor warnen, dass die Aktionen der Hacker gerade das Gegenteil bewirken und die Bestrebungen für eine strikte Internet-Regulierung verstärken könnten. (mit dpa)

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