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Tagesspiegel-Kolumnist Harald Martenstein.

© picture alliance / dpa

Harald Martenstein zu Ostern: Der Islam, die Hasen und die Heuschrecken

Wollten Sie schon immer wissen, was Muslime von Ostern halten? Nicht? Harald Martenstein schon. Eine Glosse.

Eine Glosse von Harald Martenstein

Apropos Ostern, was halten die Muslime von Ostern? In „Deutschlandradio Kultur“ wurde vor längerer Zeit der Theologe Martin Bauschke zu dieser Frage interviewt. Bekanntlich hat der Islam zu Jesus eine im Grundsatz positive Einstellung. Jesus sei ein guter Mann gewesen, ein Gesandter Gottes, aber nicht dessen Sohn, sondern ein ganz normaler Mensch. Allerdings kommt die Kreuzigung sogar im Koran vor, wenngleich nur kurz. Eine Person namens Jesus wurde also auch nach muslimischer Ansicht gekreuzigt, aber weil er ein Mensch war, kann er für Muslime unmöglich auferstanden sein.

Der Theologe Bauschke berichtete, dass es im Islam drei konkurrierende Kreuzigungsgeschichten gibt. Laut Variante eins haben sich die Juden die Kreuzigung nur eingebildet. Gewiss, Menschen bilden sich alles Mögliche ein, warum nicht auch mal eine Kreuzigung? Andererseits, warum sollten die Juden eine solche Halluzination haben? Gab es damals schon Dope? Version zwei besagt, dass Jesus am Kreuz nur ohnmächtig war, im Schutze der Dunkelheit haben seine Anhänger ihn dann vom Kreuz wieder abgenommen. Jesus lebte weiter und wanderte, weil ihm der Boden in Palästina zu heiß wurde, nach Kaschmir aus, irgendwie mochte er Kaschmir. Dort liegt er auch begraben. Das angebliche Jesusgrab in Kaschmir wird von den Ahmadi-Muslimen als Heiligtum verehrt.

Die am meisten verbreitete Version aber läuft darauf hinaus, dass statt Jesus ein Ersatzmann gekreuzigt wurde, und zwar Judas. Vielleicht wollte Judas seinen Verrat wiedergutmachen. Psychologisch halte ich es allerdings für wahrscheinlicher, dass Judas der Typ war, der sich nach Kaschmir abgesetzt hat und in diesem Grab liegt.

Zweite Frage, wie hält es der Islam mit dem Osterhasen. Darf man zum Beispiel Hasen essen? Laut dem evangelischen „Institut für Islamfragen“ ist dies verboten, weil Hasen und Kaninchen als Insekten gelten. Kleine Wesen, die in Löchern wohnen, sind laut Scharia Insekten. Die Heuschrecke dagegen gilt als Vogel und essbar, weil sie fliegen kann. Eine andere Begründung habe ich im islamischen „Shia-Forum“ gefunden: Der Schwanz des Hasen sehe aus wie der eines Schweines. Daran sieht man, dass nicht nur Juden Halluzinationen haben können, sondern auch Muslime. Der Schwanz eines Hasen sieht eher aus wie ein Staubwedel. Außerdem menstruiere die Häsin, deswegen dürfe man sie nicht essen. Frauen darf man ja auch nicht essen, das finde ich eigentlich richtig.

Ich schreibe dies, um einen österlichen Beitrag zum interkulturellen Verständnis zu leisten. Ohne pauschalisieren zu wollen, darf man sagen, dass der Islam eine im Ergebnis eher hasenfreundliche Religion ist, während der Islam aus Sicht einer Heuschrecke Luft nach oben hat.

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