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Auf dem Computer des polnischen Erzbischofs Jozef Wesolowski sollen zehntausende kinderpornografische Fotos gefunden worden sein.

© reuters

Update

Jozef Wesolowski: Erzbischof sammelte 100.000 Kinderpornos

Seit Mittwoch steht der frühere Papst-Botschafter Jozef Wesolowski wegen sexuellen Missbrauchs unter Hausarrest. Jetzt werden weitere erschreckende Details bekannt - es geht um mehr als 100.000 kinderpornografische Dateien.

Der frühere vatikanische Nuntius in Santo Domingo, Jozef Wesolowski, hatte mehr als 100.000 kinderpornografische Dateien auf seinem persönlichen Computer. Nach einem Bericht der italienischen Tageszeitung „Corriere della sera“ vom Freitag seien dies sowohl Fotos wie Filme. Einiges Material lud der Kleriker aus dem Internet herunter, für anderes wurden seine jugendlichen Opfer missbraucht. Zu sehen seien – teils auf dem Laptop Wesolowskis – Jungen zwischen 13 und 17 Jahren, die nackt posierten und beim Geschlechtsverkehr untereinander oder mit Erwachsenen zu sehen seien, schreibt der Corriere unter dem Titel „Die hunderttausend Horror-Dateien“. Die Ermittler nehmen demnach an, dass zu den entdeckten Dateien weitere 45.000 kämen, die der aus Polen stammende Erzbischof bereits habe löschen können.

Der Papst greift durch - nicht nur in diesem Fall

Wie bereits am Mittwoch bekannt geworden war, will der Vatikan Wesolowski wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht stellen. Das Verfahren soll noch im laufenden Jahr, spätestens aber Anfang 2015 beginnen. Er wurde für die Dauer des Prozesses unter Hausarrest gestellt. Ihm droht eine Haftstrafe von zehn oder mehr Jahren. Papst Franziskus scheint entschlossen, mit dem Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche weltweit ernst zu machen: Am Donnerstag setzte er den Bischof von Ciudad del Este in Paraguay ab. Er hat angeblichen seinen Generalvikar, den Verwaltungschef der Diözese, geschützt, der in den USA katholische Seminaristen missbraucht haben soll.

Erzbischof Wesolowski wurde bereits im Sommer letzten Jahres von seinem südamerikanischen Posten als Vatikan-Botschafter (Nuntius) abberufen, als die Vorwürfe gegen ihn bekannt wurden. Ihm wird sexuelle Gewalt gegen sieben Jungen in der Dominikanischen Republik vorgeworfen. Inzwischen ist er in den Laienstand versetzt. Das Verfahren gegen ihn wäre das erste überhaupt gegen einen ehemals hochrangigen Kleriker im Vatikan.

Wesolowski handelte wohl nicht allein

Dem "Corriere della sera"-Bericht nach – er zitiert aus den Untersuchungsakten – hat Wesolowski nicht allein gehandelt; die Ermittler im Vatikan sind offenbar einem Unterstützernetz auf der Spur. Den Akten sei zu entnehmen, dass einige der Köpfe in diesem Netz bereits identifiziert seien. Wesolowski soll darüber hinaus auch Verbindungen zu internationalen Pädophilenringen unterhalten haben.

Die Ermittler bescheinigen dem Erzbischof eine “besondere Geschicklichkeit im Gebrauch der digitalen Mittel für seine kriminellen Verbindungen”. Auf einem Computer aus vatikanischem Besitz habe Wesolowski ein regelrechtes Archiv angelegt. In vier Ordnern sei das Missbrauchsmaterial nach dem klassifiziert, was es zeige. Auch Dutzende Mädchen seien zu sehen, vorzugsweise aber Jungen.  

Die Ermittler sind anscheinend derzeit dabei, auch den gesamten Mailverkehr Wesolowskis zu rekonstruieren. Zudem würden nun sämtliche Verbindungen unter die Lupe genommen, die er auf früheren Posten im Vatikandienst gepflegt habe.

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