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Erzbischof Ludwig Schick.

© dpa

Katholische Kirche und Syrien: "An Assad kommt niemand vorbei"

Ludwig Schick, der Erzbischof von Bamberg, hat Damaskus besucht. Er fordert, Syriens Machthaber in Friedensgespräche einzubinden. Eine kleines Porträt

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ist zugleich Vorsitzender der Kommission Weltkirche in der Bischofskonferenz, sozusagen der katholische Entwicklungshilfe-Bischof. Er übt sein Amt mit großer Leidenschaft aus und ist viel in Afrika und im Nahen Osten unterwegs.

Jetzt besuchte er für einen Tag Damaskus. Er wollte den Christen dort signalisieren, dass sich die deutschen Christen um ihre bedrängten Brüder und Schwestern in Syrien kümmern und nicht nur materiell zu helfen versuchen. Schick verließ Damaskus mit einer klaren Ansage an die westliche Welt: „Bei den Friedensgesprächen führt kein Weg an Assad vorbei.“ Der syrische Machthaber habe viel Einfluss und Rückhalt in der Bevölkerung und müsse dringend auch in eine Übergangsregierung eingebunden werden.

Assad habe viel Rückhalt in der Bevölkerung

Die Übergangsregierung müsse alle verfeindeten Gruppierungen repräsentieren, sagte Schick – und ließ offen, ob er dabei auch an den „Islamischen Staat“ denkt. Dass Baschar al Assad Giftgasangriffe, Fassbomben, Folter und einen Krieg mit über 250 000 Toten zu verantworten hat, ist für den Erzbischof kein Ausschlusskriterium. „Andere Gruppierungen haben auch Menschenrechtsverletzungen en masse begangen“, sagt er.

Viele syrische Christen fürchten sich vor einer Zukunft ohne Assad. Denn unter seiner Herrschaft waren sie vor Übergriffen durch muslimische Nachbarn einigermaßen sicher. Ohne ihn könne es nur schlechter werden, denken viele.

Der Bischof bekommt Morddrohungen, weil er gegen Ausländerfeindlichkeit predigt

Wenn der 66-jährige Ludwig Schick nicht um die Welt reist, verwaltet er sein Bamberger Bistum und hält auch zu Hause nicht mit seiner Meinung hinterm Berg. Mittlerweile erhält er Todesdrohungen, weil er sich beharrlich für die Aufnahme von Flüchtlingen und gegen Ausländerfeindlichkeit ausspricht und auch mal sagt, dass Christen nichts bei Pegida zu suchen hätten.

Der Bischof redet nicht nur, sondern tut auch was. 2007 hat er eine Partnerschaft mit einem Bistum im Senegal ins Leben gerufen, 2009 hat er seine eigene Stiftung „Brot für alle Menschen“ gegründet, um die Not in der Welt lindern zu helfen. Ludwig Schick ist zudem der mit Abstand asketischste und sportlichste katholische Bischof in Deutschland. Sooft es geht, joggt er. In der Fastenzeit zitiert er gerne das alte deutsche Sprichwort „Des Teufels liebstes Möbelstück ist die lange Bank“ und erinnert die Menschen daran, wichtige Anliegen nicht aufzuschieben. Er selbst gönnt dem Teufel jedenfalls nichts.

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