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Verein Atlantik-Brücke: Kiep contra Merz

Machtkampf im Verein Atlantik-Brücke: Der Ehrenvorsitzende Vereins zur Förderung des Austauschs mit den USA, Walther Leisler Kiep, will dessen Vorsitzenden Friedrich Merz loswerden.

Von Hans Monath

Berlin - Das Magnus-Haus in Berlin-Mitte ist eine standesgemäße Adresse für einen Verein, der bislang als ein Hort der Seriosität auf dem Feld der deutsch-amerikanischen Freundschaft galt. Doch hinter den Mauern des Barockbaus am Kupfergraben, in dem die Geschäftsstelle der Atlantik-Brücke ihren Sitz hat, wird nun schmutzige Wäsche gewaschen. Der Ehrenvorsitzende des 1952 gegründeten Vereins zur Förderung des Austauschs mit den USA, Walther Leisler Kiep, will dessen Vorsitzenden Friedrich Merz loswerden. Dem Verein, zu dessen Sponsoren große Namen der deutschen Industrie gehören, steht damit ein Machtkampf zweier früher einflussreicher CDU-Politiker bevor.

Kiep, der die Atlantik-Brücke von 1984 bis 2000 führte, hatte Ex-Unionsfraktionschef Merz vor eineinhalb Jahren selbst für den Vorsitz gewonnen. Nun aber schrieb der 84-Jährige an die Mitglieder, Merz gefährde die parteipolitische Neutralität des Vereins, weil er sich in politische Kontroversen „insbesondere mit der Bundeskanzlerin“ einmische. Gemeint ist das Buch „Was jetzt zu tun ist“, das Merz und Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (früher SPD) kürzlich gemeinsam vorstellten. Die Forderung der Autoren nach politischer Führung in Deutschland verstanden viele Beobachter auch als Kritik an der Kanzlerin.

Doch im Verein bezweifeln viele, dass Kiep, der den Vorsitz wegen seiner Verstrickung in die CDU-Spendenaffäre im Jahr 2000 niederlegte, sich wirklich an der publizistischen Intervention des Rechtsanwalts Merz stört. Sie hinterließ in der politischen Landschaft keine nachhaltigen Spuren. Nach ihrer Meinung möchte der Doyen der Atlantik-Brücke ganz andere Entwicklungen verhindern.

Bevor Merz antrat, hatten viel beschäftigte Industriebosse dessen Funktion ausgeübt. Dies habe es Kiep und seiner Vertrauten, der geschäftsführenden stellvertretenden Vorsitzenden Beate Lindemann, ermöglicht, die Zügel in der Hand zu behalten, sagt ein Vorstandsmitglied. Dann aber habe Kiep entsetzt feststellen müssen, dass Merz gestalten wollte. Ihm ging es um Generationenwechsel und inhaltliche Neuausrichtung, um die Ablösung der Geschäftsführerin Lindemann und ein hartes Sparprogramm. „Das war faktisch die Entmachtung der beiden“, sagt ein Vereinskenner.

Wie der Konflikt beigelegt werden soll, ist völlig offen. Der Vorstand tagt am 1. Juni, die Mitglieder treffen sich vier Wochen später. Viele im Verein wollten Kiep angesichts dessen unbestrittener Verdienste um die Atlantik-Brücke nicht desavouieren, sagt ein Vorstandsmitglied. Doch seine Eskalationsstrategie stoße auch viele ab: „Es ist tragisch, aber er desavouiert sich selbst.“

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