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Hans Joachim Schellnhuber, Gründungsdirektor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), stellt am 18. Juni in Rom die Papst-Enzyklika "Laudato Si" mit vor.

© Rainer Jensen/dpa

Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber: Der grüne Papstflüsterer

Hans Joachim Schellnhuber hat schon fast alle beraten: die Kanzlerin, die EU-Kommission, den UN-Generalsekretär - und nun sogar den Papst. Ein Klimaforscher in Rom.

Der prominente Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber hat schon eine Menge erlebt. Aber an diesem Donnerstag setzt sich der 66-Jährige einem Wagnis aus, das er selbst als „Herausforderung für einen Wissenschaftler“ bezeichnet. Er wird im Vatikan mit dem ghanaischen Kardinal Peter Turkson die päpstliche Enzyklika „Laudato si“ – „Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ – präsentieren.

Schellnhuber ist theoretischer Physiker und seit 1991 Gründungsdirektor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Turkson ist der Vorsitzende des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Es ist die erste Umwelt-Enzyklika der katholischen Kirche. Die Menschen müssten „über dem Profit“ stehen, hat Franziskus schon mehrfach gefordert. Als der Papst im Januar die Philippinen besuchte, sagte er: „Ich denke, wir haben die Natur zu sehr ausgebeutet.“

Der Klimaforscher Schellnhuber wiederum hat schon fast alle beraten: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), bevor sie als G-7- und EU-Präsidentin zur Klimakanzlerin wurde, die EU-Kommission, den UN-Generalsekretär. Er hat an Berichten des Weltklimarats (IPCC) mitgearbeitet, als Regierungsberater im Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU) jahrelang die wissenschaftliche Erkenntnis des Klimawandels in politische Ziele übersetzt: Das Zwei-Grad-Ziel, der Versuch, die globale Erwärmung unter zwei Grad im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung zu halten, geht auf seine Forschungen zurück. Das Ziel ist so gewählt, dass die Chance besteht, das unumkehrbare Abschmelzen Grönlands zu vermeiden. Das Eis Grönlands würde den Meeresspiegel weltweit allein um bis zu sieben Meter ansteigen lassen.

Druckfrisch. Eine Nonne liest die erste Umwelt-Enzyklika der katholischen Kirche.
Druckfrisch. Eine Nonne liest die erste Umwelt-Enzyklika der katholischen Kirche.

© Vincenzo Pinto/AFP

Nun also der Papst. Schellnhuber hat sich in die Höhle des Löwen gewagt, die einst für Galileo Galilei tödlich war. Aber er musste den Weg nicht alleine gehen. Bei einem Klimakongress der Päpstlichen Akademie im Frühjahr waren Klimaforscher mit Rang und Namen aus aller Welt vertreten. Der Papst wird wohl nicht den ökonomischen Lösungen das Wort reden, wie beispielsweise der Forderung, Kohlendioxid (CO2) mit einem Preis zu belegen. Stattdessen wird er wohl fordern, auf den Einsatz von Kohle, Öl und Gas aus moralischen Gründen zu verzichten. Denn die Zerstörung der Erde sei eine Sünde, heißt es in einem der Entwürfe des päpstlichen Lehrschreibens. Am 1. Juli wird dann übrigens Schellnhubers Chefökonom Ottmar Edenhofer im Vatikan erwartet. Gemeinsam mit der Globalisierungskritikerin Naomi Klein wird er einer der Stargäste der päpstlichen Konferenz „Menschen und Planet zuerst“ sein.

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