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Die Brüder Fidel (links) und Raul Castro.

© dpa

Kuba: Zehn Jahre ohne Fidel Castro

Wie sich das sozialistische Kuba verändert hat, seit vor zehn Jahren Revolutionsführer Fidel Castro von seinen politischen Ämtern zurücktrat.

Das Thunfisch-Carpaccio ist zart, der Gin-Tonic erfrischend. Auf der Dachterrasse von „El Cocinero“ lassen ausländische Touristen und kubanische Hipster die karibische Nacht ausklingen. Aus den Boxen dringen sanfte Lounge-Beats, der Barmann mixt frische Drinks, am Nebentisch werden neue Projekte diskutiert.

Ein schickes privates Restaurant wie das „El Cocinero“ in Havannas Stadtteil Vedado wäre früher undenkbar gewesen. Im revolutionären Kuba galten feine Restaurants als dekadent und freies Unternehmertum als bourgeois. Seit einigen Jahren ist die sozialistische Karibikinsel allerdings im Umbruch. Die Regierung von Präsident Raúl Castro regiert zwar noch immer mit harter Hand, aber zögerlich gewährt sie den Bürgern mehr Freiheiten.

Vor zehn Jahren trat Revolutionsführer Fidel Castro von seinen politischen Ämtern zurück. Die langsame wirtschaftliche Öffnung Kubas und die diplomatische Annäherung an den einstigen Erzfeind USA wäre nach Einschätzung von Experten mit dem betagten Hardliner an der Spitze nicht möglich gewesen. „Die Kontinuität nach Fidel Castros Rücktritt ist zunächst einmal bemerkenswert, es gab keine größeren Brüche in der Regierungsführung“, sagt Kuba-Experte Bert Hoffmann vom Giga-Institut für Lateinamerika-Studien in Hamburg. „Aber Raúl Castro ist wesentlich moderater und pragmatischer in der Außenpolitik als sein Bruder. Zudem ist die Politik weniger personalisiert als unter Fidel.“

Von Zeit zu Zeit nimmt Fidel Castro in seinen sogenannten Reflexiones in der Parteizeitung „Granma“ noch Stellung zum Weltgeschehen. Dort kann sich der fast 90-Jährige den einen oder anderen Seitenhieb nicht immer verkneifen. Nach dem historischen Besuch von US-Präsident Barack Obama in Havanna schrieb er: „Wir brauchen keine Geschenke vom Imperium“ Über echte politische Macht verfügt der legendäre Revolutionsführer nicht mehr. „Er ist aber noch immer wichtig als Legitimator für die politische Führung Kubas“, sagt Politikwissenschaftler Hoffmann.

Kuba erlebt derzeit die größte gesellschaftliche Umwälzung seit der Revolution im Jahr 1959. Rund 500.000 der elf Millionen Kubaner sind mittlerweile im aufstrebenden Privatsektor beschäftigt. Dennoch gehen die Veränderungen nur langsam voran. Der Großteil der Kubaner lebt noch immer von durchschnittlich 20 US-Dollar pro Monat und staatlich subventionierten Grundnahrungsmitteln.

Zehn Jahre nach dem Rücktritt von Fidel lautet allerdings die große Frage: Was geschieht, wenn die Familie Castro endgültig die Macht in Kuba abtritt? Raúl Castro hat angekündigt, 2018 als Staatschef aufzuhören. „Niemand wird mehr eine so große Machtfülle haben wie Fidel und Raúl“, prognostiziert Kuba-Kenner Hoffmann. Das Militär und die kommunistischen Parteikader dürften weiterhin die Zügel in der Hand behalten und eine gewisse Kontinuität gewährleisten. (dpa)

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