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Polizei vor der Deutschen Bank in der New Yorker Wall Street: die Bank weltweit ihre Sicherheitsvorkehrungen.

© dpa

Update

Deutsche Bank: Anarchisten bekennen sich zu Ackermann-Briefbombe

Die italienische Anarchistengruppe "FAI" hat sich Briefbombe gegen Deutsche-Bank-Chef Ackermann bekannt. Die Linksextremisten sind den Ermittlungsbehörden schon bekannt.

Die entschärfte Briefbombe gegen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann stammt nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) Hessens von italienischen Linksextremisten. Dem Brief habe ein Bekennerschreiben einer Gruppe namens "FAI" - Federazione Anarchica Informale beigelegen, teilte das LKA am Donnerstag mit. Der Verfasser spreche von “drei Explosionen gegen Banken, Bankiers, Zecken und Blutsauger“. Danach muss davon ausgegangen werden, dass noch zwei weitere Briefbomben verschickt worden sein könnten, warnte das LKA.

Seit 2003 hat Italiens „Informale Anarchisten-Föderation“ bereits mehr als 30 Briefbombenanschläge verübt. Mit der „Kampagne Santa Claus“ machte sich die „Federazione Anarchica Informale“ im Advent 2003 bekannt. Sie schickte Briefbomben an EU-Einrichtungen, darunter Kommissionspräsident Romano Prodi und Hans-Georg Pöttering als Fraktionschef der Europäischen Volkspartei, sowie an Europol.

Ebenfalls an Weihnachten, vor einem Jahr allerdings, verschickte das lose Netzwerk von revolutionären und ökoterroristischen Gruppen einige Briefbomben an die Botschaften der Schweiz, Chiles und Griechenlands in Rom. Ein Schweizer Angestellter wurde beim Öffnen schwer verletzt.

Zuletzt explodierten Briefbomben am 31. März 2011 in einer Schweizer Firma für Atomenergie, in einer Kaserne in Livorno sowie – von Florenz aus abgeschickt – in einem griechischen Gefängnis. Die Päckchen vom Format einer Videokassette waren meist mit Schwarzpulver aus Feuerwerkskörpern gefüllt und explodierten beim Herausziehen aus dem Umschlag.

Die italienischen Ermittler vermuten, das anarchistische Netz könnte aus bis zu 150 Personen in voneinander unabhängigen Zellen bestehen. In Bekennerschreiben wettern sie gegen die „Globalisierung der Macht“, fordern das „Ende aller Kriege“ und geben vor, das Andenken von Anarchisten retten zu wollen, die inhaftiert sind oder in Auseinandersetzungen mit der Polizei getötet wurden.

Der verdächtige DIN-A5-Umschlag war am Mittwochnachmittag bei der Deutschen Bank eingegangen und den Sicherheitsleuten in der Routine-Überprüfung aufgefallen. Er war an Ackermanns Büro adressiert. Die Polizei nahm daraufhin die Ermittlungen auf.

Bankmitarbeiter zeigten sich empört über den Anschlagsversuch. “Es gibt immer wieder Leute die denken das wäre eine Lösung“, sagte Stefan Popp, als er am Morgen zur Arbeit kam. Als Mitarbeiter fühle er sich aber nicht bedroht. Bankenkreisen zufolge verstärkte die Deutsche Bank weltweit ihre Vorkehrungen. Demnach wird mehr Sicherheitspersonal eingesetzt. Die Commerzbank wollte sich nicht dazu äußern, ob sie nach dem Vorfall weitere Maßnahmen ergreifen will. “Bitte verstehen Sie, dass wir uns zu Sicherheitsfragen grundsätzlich nicht äußern“, sagte ein Sprecher der Bank.

Laut einem hochrangigen Mitarbeiter der US-Strafverfolgungsbehörden enthielt die Sendung vorläufigen Untersuchungen zufolge Sprengstoff und Bombensplitter. Nach Informationen des US-Mitarbeiters war als Rücksendeadresse die ebenfalls in Frankfurt ansässige Europäische Zentralbank angegeben worden. Nach dem Fund seien die Sicherheitsvorkehrungen in den New Yorker Büros des größten deutschen Kreditinstituts erhöht worden.

Ackermann, der den Chefsessel der Bank im kommenden Jahr verlässt, gilt für viele in Deutschland als das Gesicht des Kapitalismus. Als einer der wenigen Manager in Deutschland wird er von Leibwächtern geschützt. Auch als Vorsitzender der internationalen Bankenvereinigung IIF ist der Schweizer in der Euro-Schuldenkrise in den Medien stark präsent. Sein Einsatz für die Belange der Finanzbranche hat ihn bei Bankenkritikern seit längerem zur Zielscheibe der Kritik gemacht.

Erst im November unterbrachen Aktivisten der bankenkritischen Occupy-Bewegung in Hamburg eine Rede Ackermanns zur Verantwortung globaler Unternehmen mit Sprechchören und Pfiffen. Die “irrwitzigen Renditevorgaben“ der Banken seien Hauptgrund für die Finanzkrise, sagte eine Occupy-Vertreterin damals.

Ein Occupy-Aktivist kritisierte in einer ersten Reaktion den Anschlagsversuch. “Wir verurteilen jegliche Aktionen, die irgendwie mit Gewalt zu tun haben“, sagte Frank Stegmaier von Occupy Frankfurt, die seit dem 15. Oktober in der Grünanlage vor der Europäischen Zentrale ein Protestcamp errichtet hat. “Occupy hat andere Möglichkeiten des Protests.“ Auch die Globalisierungskritiker von attac distanzierten sich. “Es gibt bei uns einen ganz klaren Konsens: Von uns geht keine Gewalt aus“, sagte attac-Sprecherin Frauke Distelrath. (mit rtr)

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