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Impfen schützt wirksam gegen die überhaupt nicht harmlosen Kinderkrankheiten.

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Masernepidemie: Um Kinderkrankheiten auszurotten, hilft nur eine Impfpflicht

Sollte sich der deutsche Gesetzgeber nicht zu einer Impfpflicht durchringen können, sollte Kindern von Impfgegnern der Zugang zu Tagesstätten und Schulen verweigert werden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Til Knipper

Donald Trump ist Impfgegner. An dieser Stelle könnte dieser Kommentar eigentlich bereits enden. Oder? Wen das nicht davon überzeugt, in Deutschland eine Impfpflicht einzuführen oder zumindest die eigenen Kinder freiwillig durchimpfen zu lassen, der ist wahrscheinlich auch sonst für Tatsachen und Argumente schwer erreichbar. Aber Scherz beiseite.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe will jetzt die Kitas verpflichten, Eltern beim Gesundheitsamt zu melden, wenn sie sich der verpflichtenden Impfberatung verweigern. Und der Bundesgerichtshof hat diese Woche einem Vater das Recht eingeräumt, seine Tochter gegen den Willen der Mutter impfen zu lassen. Aber die Maßnahmen aus Politik und Rechtsprechung reichen nicht aus. Und auch auf die Gefahr hin, dass jetzt den Eltern aus dem Prenzlauer Berg, dem Berliner Ortsteil mit den notorisch niedrigen Impfquoten, der Milchkaffee aus der Hand fällt: Um die verharmlosend Kinderkrankheiten genannten, erheblichen Gesundheitsgefahren von Masern, Windpocken, Polio und Co. auszurotten, muss in Deutschland eine Impfpflicht eingeführt werden.

Wie gefährlich diese Krankheiten sind, lässt sich am Beispiel der Masern verdeutlichen, die in Deutschland ein Todesopfer forderten und gerade wieder in Italien grassieren – wo die Regierung umgehend eine Impfpflicht eingeführt hat: Drei von zehn Masernpatienten haben Komplikationen, einer von 20 bekommt eine Lungenentzündung. Es gibt keine Therapie gegen die Masern, selbst in reichen Ländern wie in Deutschland sterben noch immer zwei von 1000 Patienten, die sich infiziert haben.

Selbst wenn sich Impfgegner in Deutschland auf den Standpunkt stellen, dass eine Impfpflicht ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit ist und das Sorgerecht der Eltern einschränkt, spricht das nicht gegen eine Impfpflicht. Denn sie übersehen dabei, dass sie nicht nicht nur sich oder ihre eigene Kinder, sondern auch unschuldige Dritte gefährden. Warum sollte deren körperliche Unversehrtheit weniger wert sein?

Das Verhalten der Impfgegner ist dabei in doppelter Hinsicht asozial: Da Säuglinge unter einem Jahr generell und manche Kinder und Erwachsene aufgrund von Vorerkrankungen wichtige Impfungen nicht erhalten können, sind sie auf hohe Impfquoten besonders angewiesen. Je mehr Menschen in ihrer Umgebung geimpft sind, umso geringer ist bei ihnen die Gefahr einer Infektion. Und auf diesen sogenannten Herdenschutz vertrauen ja auch die Impfgegner, die ja nicht wollen, dass sie oder ihre Kinder tatsächlich erkranken.

Sollte sich der deutsche Gesetzgeber trotzdem nicht zu einer Impfpflicht durchringen können, die auch der Präsident der Berliner Ärztekammer fordert, sollte Kindern von Impfgegnern wenigstens der Zugang zu Kindertagesstätten und Schulen verweigert werden.

In den USA sind die Masern übrigens im Gegensatz zu Europa ausgerottet, aber bei diesem Präsidenten muss man wohl Fragen: Wer weiß, wie lange noch?

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