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Matthies zu den Grünen: Der Aufstieg der Yogamatte

Wie lassen sich die Dschihadisten der Islamischen Miliz am besten bekämpfen? Die Ex-Grünen-Chefin Claudia Roth jedenfalls möchte, dass der Verzicht auf Waffenlieferungen nicht als Yogamatte diskreditiert wird. Eine Polemik von Bernd Matthies

Von Zeit zu Zeit seh’ ich die Grünen gern. Sie haben so was Verlässliches, sie verfügen über diese unglaubliche Fähigkeit zur Spontanerregung, die nur jenem zuteil wird, der im Besitz der ganzen Wahrheit ist. Oder zumindest jemanden kennt, der ihr schon mal begegnet ist.

Entscheidend für den Eindruck der Verlässlichkeit ist aber die Rollenverteilung. Ein wenig Grand Guignol, ein wenig Kasperletheater, man kennt das, zumal die hoch talentierte Claudia Roth als Gretel, Wachtmeister und Krokodil in Personalunion auch nach ihrer Außerdienststellung immer neue Möglichkeiten eröffnet.

So wird nun auch deutlich, dass die neue grüne Dramaturgie den Knüppel, das traditionelle Werkzeug des Ordnungshüters, durch ein anderes, friedlicheres, ersetzt hat: die Yogamatte. Sie hatte ihren ersten Auftritt im September, als Chef Özdemir seine Pazifisten krass realpolitisch mit dem Satz verhöhnte, die Kurden würden die IS-Milizen kaum mit der Yogamatte unterm Arm niederringen können.

Das war ungefähr so, als hätte ein wichtiger Imam die Muslime aufgefordert, ihre Gebetsteppiche künftig nach Westen auszurichten. Denn die Yogamatte ist ja ein spirituelles Symbol, sie steht für die geistige Ausrichtung der grünen Partei wie einst das christliche Kreuz für die Adenauer-CDU, darüber spottet man nicht. Zumal der Yogaprofi in seiner Suche nach der Einheit von Körper und Geist ganz absolut der Überzeugung sein dürfte, dass er den IS mit der Matte niederzuringen vermag. Wenn auch vielleicht nicht unter dem Arm, sondern schön flach ausgerollt.

Jedenfalls: Der Tag der Revanche kam am vergangenen Wochenende, als Claudia Roth zurückgiftete, der Verzicht auf Waffenlieferungen „darf nicht als Yogamatte und Wegschauen diskreditiert werden“. Damit ist die Matte frei zur weiteren Verwendung auch durch die Regierungsparteien, und zwar als Keil – wird sie erwähnt, grinst Özdemir, und Roth ärgert sich schwarz, explodiert möglicherweise auch ganz ohne Umschweife. Bämm!

Die Frage bleibt offen, was die Kurden wollen. Wären sie bereit, eine Lieferung Yogamatten aus Deutschland als Symbol des Friedens anzunehmen? Als humanitär gemeinter Feldbettenersatz? Den IS-Milizen müsste mit etwas stärkerem Körpereinsatz zu begegnen sein, Pilates eventuell? Power-Pilates? Egal: Auch dafür eignen sich Yogamatten ganz hervorragend.

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