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Promis für den Ausweis. Minister Bahr freut sich über Unterstützung.

© dpa

Mit Herz bei der Sache: Neue Kampagne für mehr Organspenden gestartet

Das Gesundheitsministerium startet eine Kampagne für mehr Organspenden. Mit dabei sind Prominente wie Olympiasieger Matthias Steiner oder Moderator Markus Lanz. Sie sollen Vertrauen wecken bei potenziellen Spendern.

Von Katrin Schulze

Matthias Steiner war Mitte 20, als er entscheiden musste, ob er einer Organspende zustimmt. Er hatte seine Frau bei einem Autounfall verloren – und erteilte den Ärzten schließlich die Zustimmung zur Transplantation. Seither hat der Gewichtheber-Olympiasieger von 2008 eine klare Meinung zu dem Thema und vertritt diese nun auch in einer neuen Kampagne des Bundesgesundheitsministeriums. „Die Vorstellung, dass jemand wieder sehen, atmen, laufen, ja einfach leben kann nach einer Spende, ist ein schönes Gefühl“, sagte er am Donnerstag.

Das Ministerium sieht sich zu der Initiative mit dem Motto „Das trägt man heute: den Organspendeausweis“ veranlasst, weil die Bereitschaft zu Spenden in Deutschland dramatisch nachgelassen hat. Im ersten Quartal 2013 gab es nur noch 230 Organspender – weniger waren es nie seit Beginn der Statistik vor 18 Jahren. 2012 stellten insgesamt 1046 Bürger ihre Organe nach dem Tod zur Verfügung. Auf der Warteliste für Transplantationen stehen hierzulande 12 000 Menschen. „Es sterben drei Menschen pro Tag, drei zu viel“, sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Er gab zu, dass viele Bürger das Vertrauen aufgrund der Skandale im vergangenen Jahr verloren hätten.

An den Unikliniken Göttingen, Regensburg und Leipzig sowie am Münchner Klinikum rechts der Isar waren Manipulationen im Zusammenhang mit Lebertransplantationen aufgedeckt worden. Gegen den früheren Leiter der Transplantationsmedizin in Göttingen soll die Staatsanwaltschaft Braunschweig nun Anklage erhoben haben, wie am gestrigen Donnerstag bekannt wurde. Die Ermittler werfen dem 45-jährigen Medizinprofessor unter anderem versuchten Totschlag in mehreren Fällen vor.

Solche kriminellen Manipulationsversuche seien heute aufgrund zahlreicher unabhängiger Kontrollen nicht mehr möglich, sagte Bahr – und warb dafür, sich aktiv für oder eben gegen einen Organspendeausweis zu entscheiden. Künftig werden alle Bürger ab 16 Jahre regelmäßig von ihren Kassen aufgefordert, eine freiwillige Erklärung über ihre Bereitschaft zur Transplantation abzugeben.

Bei den Steiners wird darüber gestritten. Während Matthias seinen Spendeausweis immer bei sich trägt, ist seine zweite Frau Inge skeptisch und verzichtet auf die Karte. Sie hat Bedenken: „Es ist ja immer die Frage, wann jemand wirklich hirntot ist.“ Ihr Mann hingegen bittet darum, dass jeder die Entscheidung selbst trifft, anstatt sie im Ernstfall anderen zu überlassen. Aus diesem Grund lächelt Matthias Steiner ab dem 1. Juni ebenso wie Schauspieler Klaus J. Behrendt, Biathlon-Olympiasiegerin Kati Wilhelm oder Moderator Markus Lanz von zig Plakaten. Mit dem Spendeausweis in der Hand.

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