zum Hauptinhalt
Seyran Ates, Juristin, Frauenrechtlerin und Autorin in der von ihr gegründeten „Ibn Rushd-Goethe-Moschee“

© Thilo Rückeis

Morddrohungen: Moschee-Gründerin Seyran Ates unter Polizeischutz

Die Berliner Anwältin Seyran Ates, Mitbegründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, wird massiv bedroht. Michael Müller nennt dies "nicht hinnehmbar".

Von Sabine Beikler

Die Anwältin und Mitbegründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, Seyran Ates, erhält verstärkten Personenschutz rund um die Uhr. „Ich bin vom Landeskriminalamt hochgestuft worden“, sagte Ates dem Tagesspiegel. Sie habe in den sozialen Medien mehr als 100 Morddrohungen erhalten. Das Landeskriminalamt ist für die Gefährdungsanalyse verantwortlich.

In den sozialen Medien waren noch am Sonntag Diffamierungen, Verunglimpfungen, Schimpfwörter und Einträge zu lesen, dass Ates der „Teufel in Person“ sei, dass sie „in der Hölle brennen“ solle.

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) reagierte scharf auf die Morddrohungen gegen Ates. Die von Ates gegründete liberale Moschee habe sich der „Freiheit der Glaubensausübung“ verschrieben. „Wir setzen uns auf verschiedenen Ebenen dafür ein, Räume zu schaffen, die Orte der Verständigung im interreligiösen Dialog sein können.“

Regierender Bürgermeister Müller: Bedrohungen nicht hinnehmbar

Dass die Initiatorin Ates für ihr Engagement Zielscheibe von Hasskommentaren und Morddrohungen werde, „ist nicht hinnehmbar“, sagte Müller. „Zu unserem Selbstverständnis von Berlin als Stadt der Freiheit gehört, dass niemand für sein Engagement im Sinne des Grundgesetzes bedroht wird.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, wollte sich auf Anfrage nicht äußern und verwies auf eine kürzliche Stellungnahme in der „Bild am Sonntag“. Dass Seyran Ates Morddrohungen erhalte, „verurteile ich in aller Klarheit und kann mir vorstellen, wie sie sich jetzt fühlt. Kürzlich hat eine ISIS-Webseite mich auf eine Todesliste gesetzt“, hatte er erklärt. Mazyek kommentierte die von Ates und anderen gegründete liberale Ibn-Rush-Goethe-Moschee nicht. Es gebe 2100 Moscheen in Deutschland. Er müsse „nicht jede einzelne Moschee kommentieren“.

Viele Muslime in Deutschland sind konservativ

Einer der Mitbegründer der liberalen Moschee ist Abdel-Hakim Ourghi, Islamwissenschaftler und Leiter islamische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. „Was läuft schief bei den Muslimen, eine andere Sichtweise über den Islam nicht zuzulassen. Der Islam ist eine plurale Religion. Zur Diversität gehört auch das liberale Denken“, sagte Ourghi dem Tagesspiegel.

In Deutschland habe sich jedoch ein sehr konservativer Islam etabliert. Und konservative Muslime hätten Angst vor Reformen. „Es ist Zeit, dass sich liberale Muslime vereinen“, sagte Ourghi. „Kein Muslim, der Kritik äußert, darf um sein Leben fürchten.“ Der Islam sei kritikfähig. Viele Muslime würden das nicht wahrnehmen „aus Angst vor Verlust der kollektiven Identität“. Die Frage sei, was man für einen Islam brauche. „Nur der liberale Islam in Deutschland ist mit den humanitären Werten und dem Grundgesetz vereinbar“, sagte Ourghi.

Im Streit um das geplante Islam-Institut an der Humboldt-Universität fordert die Berliner CDU, dass liberale Strömungen bei der Besetzung des Institutsbeirats berücksichtigt werden. Bislang sind die Islam-Verbände Ditib, Islamische Föderation, Verband der Islamischen Kulturzentren, Zentralrat der Muslime und Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden vertreten.

Zur Startseite