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Das Museum für DDR-Alltagskultur in Eisenhüttenstadt arbeitet Geschichte auf. Womöglich sollte es mal Google Maps beraten.

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Update

Nach Ärger um Adolf-Hitler-Platz: Google Maps hat auch ein Stalin-Problem

Die Sache mit dem Adolf-Hitler-Platz in Berlin ist nur die eine Sache. Google Maps hat offenbar ein generelles Problem mit Straßen- oder Ortsnamen, die es gar nicht mehr gibt. Das betrifft zum Beispiel Eisenhüttenstadt, bis 1961 Stalinstadt.

Von Matthias Meisner

Inzwischen ist Amerika eingeschaltet. Nachdem am Donnerstag mehrere Stunden lang auf dem Stadtplan der Suchmaschine Google Maps in Berlin der „Adolf-Hitler-Platz“ aufgetaucht war, sucht nun die Konzernzentrale in den USA den Fehler. „Die Analyse wird noch etwas dauern“, sagte eine Google-Sprecherin aus Hamburg. Wie berichtet war der Name online an der Stelle des heutigen Theodor-Heuss-Platzes zu sehen – der Platz war einst nach Adolf Hitler benannt. In Fachblogs im Internet wird moniert, dass Googles Kontrollen zu lasch seien. Jeder Internetnutzer könne die Kartendaten mit einem von Google angebotenen Dienst anonym und einfach ändern. Die Änderung im Falle des „Adolf-Hitler-Platzes“ sei erst mehrere Tage später von einem Google-Mitarbeiter kontrolliert – und genehmigt – worden. Inzwischen zeigt sich zudem, dass Google Maps ein generelles Problem mit längst vergangenen Orts- und Straßennamen hat.

Wer ins Suchfeld "Stalinstadt" eingibt, landet bei Eisenhüttenstadt - so heißt die Stadt schon seit 1961. Den Namen Stalinstadt trug die Kommune im Osten Brandenburgs nur acht Jahre lang seit 1953 - nach dem Tod des Diktators wurde sie so benannt. Ursprünglich sollte die erste "sozialistische Stadt" zum 70. Todestag von Karl Marx dessen Namen erhalten. Schließlich aber wurde 1953 auf Beschluss der DDR-Regierung das sächsische Chemnitz zu Karl-Marx-Stadt. Nach der Wende wurde dort eine Volksabstimmung über den künftigen Stadtnamen abgehalten und die Rückbenennung zum 1. Juni 1990 umgesetzt. Google Maps kennt Karl-Marx-Stadt bis heute.

In sich konsistent ist das Prinzip der Suchmaschine nicht. Wer Stalinallee eingibt, findet die Karl-Marx-Allee in Berlin. Schon seit 1961 ist das der Name der Straße. Internet gab es damals längst noch nicht. Die Entstalinisierung hat bereits 1956 eingesetzt, Google Maps weiß davon offenbar bis heute nichts.

Ähnlich klappt es auch mit Straßennamen, die erst nach der Wende neu festgelegt wurden. Die Dimitroffstraße im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg etwa erkennt Google Maps als die heutige Danziger Straße. In all diesen Fällen taucht auf der Karte dann aber der falsche Name nicht mehr auf - anders, als es am Donnerstag stundenlang beim "Adolf-Hitler-Platz der Fall war.

Doch durchaus nicht jeden alten Straßennamen findet die Suchmaschine. Die Ernst-Thälmann-Straße im Zentrum von Dresden etwa, die nach der Wende zur Wilsdruffer Straße wurde, führt bei Google Maps nicht zu einem Treffer. Es kann nur darüber spekuliert werden, dass dies politische Hintergründe hat. In Dresden hat die sächsische Staatsregierung ihren Sitz - seit 1990 durchgängig CDU-geführt.

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Google Maps hatte am Donnerstag die fehlerhafte Angabe "Adolf-Hitler-Platz" im Berliner Stadtplan bedauert und sich für den "falschen und unangemessenen Straßennamen" entschuldigt. Die Ursache für diesen Fehler solle schnellstmöglich geklärt werden, hieß es. Während der Nazizeit war der Platz nach Adolf Hitler benannt. Vor 1933 und ab 1947 hieß er Reichskanzlerplatz. Den heutigen Namen erhielt er 1963 zu Ehren des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss.

Perfekt behoben war das Problem mit dem Hitler-Platz allerdings offenbar zunächst nicht. In den sozialen Netzwerken wurde berichtet, dass der "Adolf-Hitler-Platz" über bestimmte Apps nach wie vor verfügbar sei. So schrieb etwa @ostkreuzblog auf Twitter: "Es ist jetzt 2:45 Uhr und der Theodor-Heuss Platz heißt noch immer Adolf-Hitler Platz (auf iOS7 iPad) #unerträglich". Nach eigenen Angaben wollte Google Maps das Problem bereits nach zwei Stunden behoben haben.

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