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Air Berlin und Ryanair: Erbitterte Konkurrenten bisher - und künftig?

© Douglas Abuelo/Imago

Nach der Insolvenz: Ryanair fürchtet Komplott um Air Berlin

Billigflieger-Chef spricht von "abgekartetem Spiel". Kanzlerin Merkel weist Bedenken zurück: Der Kredit des Bundes soll Steuerzahler nichts kosten.

Der irische Billigflieger Ryanair wittert bei der Insolvenz von Air Berlin ein „Komplott“ zwischen Bundesregierung und deutschen Fluggesellschaften. „Das ist ein völlig abgekartetes Spiel“, sagte Ryanair-Chef Michael O’Leary am Mittwoch. „Es geht nur darum, Ryanair daran zu hindern, in Deutschland weiterzuwachsen, aber das wird uns nicht aufhalten.“

Mit einer Übernahme der Nummer zwei unter den deutschen Fluggesellschaften könne die Lufthansa nach seinen Berechnungen ihren Marktanteil bei Inlandsflügen von 68 Prozent auf 95 Prozent ausbauen, insgesamt käme sie damit in Deutschland auf 60 statt wie bisher 47 Prozent. „Das würde jede bekannte Kartellgrenze in Deutschland und der EU verletzen“, sagte O’Leary. Die Iren reichten deshalb beim Bundeskartellamt und bei der EU-Wettbewerbskommission Beschwerden gegen eine mögliche Übernahme Air Berlins durch die Lufthansa ein. „Diese künstlich erzeugte Insolvenz ist offensichtlich aufgesetzt worden, damit Lufthansa eine schuldenfreie Air Berlin übernehmen kann – und dies widerspricht sämtlichen Wettbewerbsregeln von Deutschland und der EU“, erklärte der Billigflieger auf seiner Internetseite. Es gebe ein „ Komplott“ zwischen Regierung, Lufthansa und Air Berlin.

Die Bundesregierung will Reisenden helfen

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigte das Vorgehen der Bundesregierung. Sie gehe fest von einer Rückzahlung des 150-MillionenEuro-Kredits aus, den die Regierung Air Berlin nach dem Insolvenzantrag gewährt hat. „Wir können mit großer, großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass der Steuerzahler das nicht bezahlen muss“, sagte Merkel in einem Interview auf der Videoplattform Youtube. Die Kanzlerin fügte hinzu, dass sich die Bundesregierung den Überbrückungskredit „sehr gut überlegt“ habe. „Wir müssen das ja auch in Brüssel genehmigen lassen“, sagte sie mit Blick auf das Genehmigungsverfahren der EU-Kommission. Doch nach dem Insolvenzantrag von Air Berlin „zehntausende Reisende jetzt jeden Tag da irgendwo im Stich“ zu lassen, „das wäre, glaube ich, nicht angemessen gewesen“, sagte Merkel.

Die Start- und Landerechte sind lukrativ - die Marke Air Berlin auch

Guido Hoymann, Luftfahrt-Analyst beim Bankhaus Metzler, rechnet damit, dass vor allem Lufthansa und Easyjet bei Air Berlin zum Zuge kommen und Teile übernehmen. Möglich seien aber auch weitere Interessenten. „Bei einer Übernahme stehen Start- und Landerechte im Vordergrund. Die Übernahme von Personal scheint eine – politische – Nebenbedingung zu sein.“ Flugzeuge würden Lufthansa, Easyjet oder andere Interessenten von Air Berlin nicht kaufen können. Die Gesellschaft besitzt gar keine Jets mehr. Sie gehören Leasinggesellschaften. Dort müssten Airlines vorstellig werden. Interessenten werden, sagte Hoymann, auch auf die Marke schielen. „Air Berlin und Niki sind gut etablierte Namen. Die haben einen Wert.“ Niki ist eine Tochtergesellschaft von Air Berlin.

Der frühere Chef der Fluglinie, Hartmut Mehdorn, nannte drei Gründe für das Scheitern: die zu teuren Flugzeug-Leasingverträge, das – im Vergleich mit den Billigfliegern – hohe Lohn- und Gehaltsniveau bei Air Berlin sowie drittens das „extrem teure Wachstum in der Vergangenheit“. Für die Zukunft sei er skeptisch: „Was die Lufthansa nicht nimmt, wird vermutlich plattgemacht“, sagte der frühere Manager zu Spekulationen, wonach Air Berlin zerschlagen und von der Lufthansa, Easyjet und womöglich Tuifly übernommen wird.

Air-Berlin-Vorstandschef Thomas Winkelmann machte den Mitarbeitern Hoffnung auf den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. „Ich glaube, trotz Insolvenz mein Ziel zu erreichen und einen Großteil der Jobs zu sichern. Das kriegen wir hin“, sagte er der Wochenzeitung „Die Zeit“.

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