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Russlands Präsident Putin erhob am Montag in Paris schwere Vorwürfe gegen die Türkei.

© Mikhail Klimentyev/Reuters

Nach Flugzeugabschuss: Wladimir Putin wirft Türkei Ölgeschäfte mit IS vor

Russlands Präsident wirft der Türkei vor, ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen zu haben, um "industrielle" Öllieferungen durch den Islamischen Staat zu schützen. Erdogan weist das zurück.

Russlands Staatschef Wladimir Putin hat knapp eine Woche nach dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs erneut schwere Vorwürfe gegen die Türkei erhoben. Ankara habe den Kampfjet offenbar abgeschossen, um Öllieferungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in die Türkei zu schützen, sagte Putin am Montagabend am Rande der Pariser UN-Klimakonferenz. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wies die Vorwürfe empört zurück.

"Wir haben allen Grund anzunehmen, dass die Entscheidung unser Flugzeug abzuschießen von dem Willen gelenkt war, die Ölversorgungslinien zum türkischen Territorium zu schützen", sagte Putin in Le Bourget bei Paris. In den vom IS und "anderen terroristischen Organisationen" kontrollierten Gebieten gefördertes Erdöl werde "massiv" in die Türkei geliefert. Das Öl komme „auf industrielle Weise“ ins Nachbarland, sagte er. Zuvor hatte Putin erneut den Wunsch Erdogans zu einem bilateralen Treffen ausgeschlagen.

Der türkische Präsident reagierte offensiv: "Ich werde hier etwas sehr Starkes sagen: Wenn so eine Sache bewiesen wird, würde es die Vornehmheit unserer Nation erfordern, dass ich nicht im Amt bleibe", wurde er von der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu zitiert. "Wir sind nicht unehrlich und treiben diese Art von Handel mit Terroristen." Und er rief Putin auf, "nicht emotional zu handeln" sondern "geduldig zu bleiben".

Die Türkei setze sich dafür ein, dass die Beziehungen zur Regierung in Moskau nicht komplett abreißen, fügte Erdogan hinzu und bezeichnete Russland als einen strategischen Partner. Das Land ist Hauptenergielieferant der Türkei.

Russland will landwirtschaftliche Produkte aus der Türkei boykottieren

Der Abschuss des russischen Kampfflugzeugs im syrisch-türkischen Grenzgebiet am vergangenen Dienstag hat zu schweren Verwerfungen zwischen Moskau und Ankara geführt, am Wochenende hatte der Kreml eine Reihe von Sanktionen gegen die Türkei beschlossen. Vor allem soll die Einfuhr landwirtschaftlicher Produkte aus der Türkei verboten werden.

Die Türkei hatte sich zuvor mehrfach über eine Verletzung ihres Luftraums durch russische Kampfflugzeuge beklagt, die im Nachbarland Syrien Luftangriffe fliegen. Russland bestreitet Grenzüberschreitungen. Die Türkei lehnt ein Entschuldigung für den Abschuss bislang ab.

Am Dienstag wollen die Außenminister der Nato-Staaten in Brüssel unter anderem über die schwierigen Beziehungen zu Russland beraten. Nach „Welt“-Informationen will die Nato ihr Bündnismitglied Türkei wegen der instabilen Lage im Nachbarland Syrien stärker unterstützen. Neben mit Radar ausgestatteten Awacs-Flugzeugen werde konkret auch über eine Bereitstellung von Abfangjägern und eine erneute Verstärkung der Flugabwehrraketensysteme beraten, um feindliche Flugzeuge oder Raketen frühzeitig ausschalten zu können, hieß es demnach in hohen Nato-Kreisen. (AFP, rtr, dpa)

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