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Bei zwei Messerattacken auf israelische Soldaten in Hebron wurden am Donnerstag die Angreifer erschossen.

© dpa

Nach neuen Attacken in Hebron: Israel verhängt Beschränkungen gegen Palästinenser

Nach neuen Messerattacken auf Israelis haben die Sicherheitskräfte am Donnerstag Beschränkungen gegen die Palästinenser verhängt.

Nach einer Serie von Messerattacken hat die israelische Armee in der Stadt Hebron Beschränkungen gegen die palästinensische Bevölkerung verhängt. Palästinenser im Alter von 15 bis 25 Jahren dürften Straßensperren in den jüdischen Vierteln der geteilten Stadt im Westjordanland nicht mehr passieren, berichtete die Nachrichtenseite „ynet“ am Donnerstag. Ausnahmen solle es nur für Anwohner und Schüler geben. Die palästinensischen Geschäfte in Hebron sollten vorerst geschlossen bleiben, hieß es zudem.

In Hebron leben mehrere hundert israelische Siedler, die streng von der Armee beschützt werden, inmitten von rund 200.000 Palästinensern.

Bei zwei Messerattacken auf israelische Sicherheitskräfte in der Stadt wurden am Donnerstag erneut die Angreifer erschossen. Seit Monatsbeginn sind bei palästinensischen Anschlägen und Konfrontationen zehn Israelis und 66 Palästinenser getötet worden. Als Auslöser der neuen Gewalt in Israel gilt ein Streit um Besuchs- und Gebetsrechte auf dem Tempelberg in Jerusalem.

Entgegen einer Anordnung von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte ein arabischer Knessetabgeordneter am Mittwoch den Tempelberg besucht. Basil Ghattas, orthodoxer Christ und für die nationalistische Balad-Partei Fraktionsmitglied der Vereinigten Arabischen Liste, veröffentlichte über die Onlinedienste Twitter und Facebook Fotos und Videos, die ihn auf der Hochfläche mit der Al-Aksa-Moschee zeigen. Er begründete seine Aktion mit politischen und nicht mit religiösen Motiven: "Netanjahu trotzend bin ich heute morgen zur Al-Aksa gegangen", erklärte Ghattas in einem Video. Damit wolle er die Botschaft verbreiten, "dass Israel hier nicht länger die Zugangskontrolle haben und seine Besatzerregeln durchsetzen sollte".

Israels Minister für Innere Sicherheit Gilad Erdan bezeichnete das Verhalten von Ghattas als "schändliche Provokation", die zu weiterer "Gewalt bis hin zu Morden anstacheln kann". Netanjahu hatte Anfang Oktober allen Abgeordneten und Regierungsmitgliedern Besuche des Tempelbergs untersagt. Das Verbot zielte vor allem auf rechtsradikale jüdische Politiker, die auf der Erhebung in der Jerusalemer Altstadt die volle israelische Souveränität durchsetzen wollen. Nach Protesten aus seiner Koalition bekräftigte Netanjahu, das Verbot gelte auch für arabische Knessetmitglieder.

Die Muslime fürchten, dass die israelische Regierung dem Drängen nationalreligiöser Juden nachgeben und den Status Quo auf der Hochterrasse verändern könnte. Netanjahu bestreitet dies immer wieder entschieden und hatte auch deshalb das Besuchsverbot für Politiker ausgesprochen.

Nach der Besetzung Ost-Jerusalems vor 48 Jahren hatte Israel die Verwaltung und religiöse Nutzung des Tempelbergs in den Händen einer islamischen Stiftung belassen. Juden und andere nicht-muslimische Besucher dürfen auf der Terrasse vor der Moschee und um den islamischen Felsendom nicht beten. (dpa/AFP)

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