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Das nordkoreanische Militär feuerte nach südkoreanischen Angaben Artilleriegranaten auf eine südkoreanische Insel.

© AFP

Artilleriebeschuss: Nordkorea feuert Granaten auf südkoreanisches Gebiet

Die Spannungen zwischen Süd- und Nordkorea haben sich gefährlich zugespitzt. Das nordkoreanische Militär feuerte nach Angaben aus Seoul Artilleriegranaten auf eine südkoreanische Insel. Zwei südkoreanische Soldaten sollen getötet worden sein.

Nord- und Südkorea haben sich am Dienstag eines der schwersten Feuergefechte seit Jahrzehnten geliefert und damit weltweit Sorgen ausgelöst. Dutzende nordkoreanische Artilleriegeschosse schlugen auf der südkoreanischen Insel Yeonpyeong ein. Zwei Soldaten wurden nach südkoreanischen Angaben getötet, 17 weitere sowie drei Zivilisten verletzt. Zahlreiche Häuser gerieten in Brand. Südkorea sprach von einer geplanten Verletzung der geltenden Waffenruhe. Nordkorea erklärte, die Südkoreaner hätten das Feuer eröffnet.

Das südkoreanische Militär hatte zuvor erklärt, dass Nordkorea Dutzende Artilleriegeschosse auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong abgefeuert habe. Daraufhin habe Südkorea zurückgeschossen. Die USA, Russland und auch Deutschland riefen zur Mäßigung auf. Der Konflikt belastete auch die internationalen Finanzmärkte.

Dem Fernsehsender YTN zufolge feuerte Nordkorea mindestens 200 Granaten auf Yeonpyeong ab, das nur rund 120 Kilometer westlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul in zwischen beiden Seiten umstrittenen Gewässern liegt. Dichte Rauchwolken verhüllten Teile der Insel. Die meisten Geschosse trafen einen Militärstützpunkt. "Häuser und Hügel stehen in Flammen, die Menschen bringen sich in Sicherheit", sagte ein Augenzeuge YTN. "Die Menschen haben Todesangst." Viele Menschen flüchteten sich YTN zufolge während des rund eine Stunde dauernden Beschusses in Bunker. Einige Bewohner seien in Fischerbooten von der Insel geflohen.

Das Büro des südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak erklärte, der Beschuss sei vermutlich eine Reaktion auf eine südkoreanische Militärübung. Lee sagte, er versuche alles, um eine weitere Eskalation des Zwischenfalls zu verhindern. Das südkoreanische Militär rief den höchsten Alarmzustand seit dem Ende des Korea-Kriegs von 1950 bis 1953 aus. Seitdem befinden sich die Länder offiziell noch im Kriegszustand. Die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA hingegen warf Südkorea vor, zuerst geschossen zu haben. Daraufhin seien harte militärische Gegenmaßnahmen ergriffen worden.

Russland: "Immense Gefahr"

Die USA verurteilten den Angriff scharf. Die Führung in Pjöngjang müsse ihr aggressives Vorgehen stoppen, erklärte das Präsidialamt. Bislang seien keine US-Truppen in die Vorgänge verwickelt. Russland bezeichnete die Gewaltanwendung zwischen beiden koreanischen Staaten als absolut inakzeptabel und forderte zur Mäßigung auf. Es bestehe eine immense Gefahr einer Ausweitung der Gefechte, die vermieden werden müsse, sagte Außenminister Sergej Lawrow.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle appellierte an beide Staaten, die Spannungen nicht zu verschärfen. "Ich bin sehr in Sorge über diese jüngste Entwicklung", sagte Westerwelle in Berlin. "Die Tatsache, dass Gewalt eingesetzt wird, ist etwas, was uns in Europa mit Sorge erfüllt", fügte er hinzu. "Wir appellieren an alle Beteiligten zu Mäßigung." Wichtig sei, dass alle nun besonnen reagierten.

Auch Nordkoreas engster Verbündeter China äußerte sich besorgt. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking forderte beide Seiten auf, den Frieden zu wahren und zu den Sechs-Parteien-Gesprächen zurückzukehren. In den Verhandlungen der beiden koreanischen Staaten, der USA, Russlands, Chinas und Japans soll die Führung in Pjöngjang zur Aufgabe ihres Atomprogramms bewegt werden. Die Runde ist seit rund zwei Jahren ausgesetzt. Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan forderte sein Kabinett angesichts des Vorfalls in Südkorea auf, das Land auf "alle Eventualitäten" vorzubereiten.

Die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea hatten sich in diesem Jahr verschärft. Hintergrund ist der Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffs im März. Der Süden wirft dem Norden vor, das Schiff versenkt zu haben. Bei dem Untergang kamen 46 Seeleute ums Leben. (dpa/AFP/rtr)

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