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Die Angeklagte Beate Zschäpe nimmt am 01.12.2016 im Gerichtssaal im Oberlandesgericht in München den Platz neben ihrem Anwalt, Mathias Grasel, ein.

© dpa

Update

NSU-Prozess: Gericht prüft erneut Zschäpe-Besuch in Berlin

Ein möglicher Zusammenhang vom Tod der kleinen Peggy und der NSU-Terrorserie hat am Donnerstag das Münchener Gericht beschäftigt. Zudem steht weiter im Raum, ob Zschäpe 2000 die Berliner Synagoge ausgespäht hat.

Von Frank Jansen

Im NSU-Prozess geht der Strafsenat offenbar weiter dem Verdacht nach, Beate Zschäpe könnte gemeinsam mit Böhnhardt im Mai 2000 die Synagoge in der Berliner Rykestraße ausgespäht haben. Auf Antrag des Opferanwalts Yavuz Narin hat Richter Manfred Götzl für den 14. Dezember eine Zeugin geladen, die damals mit ihren Kindern und mutmaßlich mit Zschäpe und Böhnhardt in einem Lokal nahe dem jüdischen Gotteshaus saß. Zschäpe hat im Prozess zugegeben, "etwa im Sommer 2000" mit Böhnhardt und Mundlos in Berlin gewesen zu sein. An eine Gaststätte in der Nähe der Synagoge wollte oder konnte sie sich jedoch nicht erinnern.

Die mutmaßliche Rechtsterroristin bestritt am Donnerstag allerdings, etwas über das getötete Mädchen Peggy aus Oberfranken gewusst zu haben. Das erklärte ihr Anwalt Hermann Borchert am Donnerstag im Namen Zschäpes im Münchner NSU-Prozess. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl hatte die Hauptangeklagte Ende Oktober gefragt, ob sie etwas über Peggy wisse, das sie nicht aus den Medien habe. Hintergrund war eine DNA-Spur, die eine Verbindung zwischen dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ und dem Fall Peggy möglich erscheinen ließ.

Zschäpes knappe schriftliche Antwort, die ihr Anwalt verlas: „Nein.“ Im Mai 2001 war die damals neun Jahre alte Schülerin Peggy verschwunden. Im vergangenen Sommer entdeckte ein Pilzsammler in Thüringen, rund 20 Kilometer von Peggys Heimatort entfernt, Knochen des Kindes. Die Ermittler fanden dort auch DNA des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt - wobei nach wie vor ungeklärt ist, auf welche Weise die Spur entstanden ist. Laut Staatsanwaltschaft und Polizei gibt es Anhaltspunkte dafür, dass bei der Spurensicherung identisches Gerät verwendet wurde wie nach dem Tod Böhnhardts 2011.

So könnte die Spur verunreinigt worden sein. Zschäpe will auch nichts gewusst haben von Bildern von Kindern und Jugendlichen auf einem Computer, der im November 2011 im Brandschutt der letzten Wohnung des NSU-Trios in Zwickau (Sachsen) gefunden wurde. Nach Angaben von Nebenklage-Anwälten sind darunter auch kinderpornografische Bilder.

Von Kinderfotos will sie nichts gewusst haben

Zschäpe räumte zwar ein, der Computer sei sowohl von ihren Freunden Böhnhardt und Uwe Mundlos als auch von ihr selbst benutzt worden. Dass sich auf einer Festplatte Bilder von Kindern und Jugendlichen befinden, habe sie aber erst jetzt durch die Akteneinsicht erfahren, erklärte sie. Zugleich versuchte Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt vor Verdächtigungen im Zusammenhang mit den Bildern in Schutz zu nehmen. Mundlos habe den Rechner damals selbst zusammengebaut.

Möglicherweise habe es sich um eine gebrauchte Festplatte gehandelt, die Mundlos zuvor gekauft habe, mutmaßte die Hauptangeklagte. Zschäpe muss sich in München als Mittäterin an den zehn überwiegend rassistisch motivierten Morden und zwei Sprengstoffanschlägen verantworten, die dem NSU angelastet werden. Sie soll das Leben des Trios im Untergrund organisiert und zudem von sämtlichen Verbrechen gewusst haben. Mundlos und Böhnhardt töteten sich den Ermittlungen zufolge im November 2011 nach einem missglückten Banküberfall selbst. (mit dpa)

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