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Beate Zschäpe soll sich über das griechische Restaurant im Erdgeschoss geärgert haben - wegen des Gestanks.

© dpa

NSU-Prozess: Die gruselige Gemütlichkeit rund um die Zwickauer Terror-Zelle

Ein Mieter, der im gleichen Haus wie Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt wohnte, hat heute im NSU-Prozess ausgesagt. Man habe sich im Keller des Wohnhauses in der Zwickauer Frühlingsstraße getroffen. Dass dort unter anderem ein Bild von Adolf Hitler stand, störte offenbar niemanden.

Von Frank Jansen

Man traf sich gerne im Keller des Nachbarn. Es wurde  getrunken, ab und zu lief der Fernseher. Dass auf dem Apparat ein Bild von Adolf Hitler stand, störte offenbar niemanden. Das Porträt sei ja auch nur ein „Andenken“ an einen verstorbenen Nachbarn, sagt der ehemalige Mieter des Kellers. Er habe das Bild mitgenommen, als er die Wohnung des Toten entrümpelte. Und der Kleinunternehmer aus der Baubranche erinnert sich, Beate Zschäpe, die manchmal zu der lustigen Runde stieß und mittrank, habe zu dem Hitler-Bild nichts gesagt. In dem Keller sei nichts Verwerfliches passiert, sagt der Mann, „das war alles nachbarschaftlich, das ist im Osten so“.

Die Aussage des Zeugen weht am Mittwoch wie ein leichter Eishauch durch den Saal im Oberlandesgericht München. Der Mann aus Zwickau schildert in derbem Ton eine Gemütlichkeit, die gruseln lässt. Wie selten zuvor im NSU-Prozess ist am 27. Verhandlungstag die bräunliche Einfärbung von Teilen der ostdeutschen Bevölkerung zu spüren. Der Zeuge war einer der Mieter im Haus in der Zwickauer Frühlingsstraße, in dem auch Zschäpe mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt eine Wohnung bezogen hatte.

Die Wohnung zündete Zschäpe am 4. November 2011 an, nachdem sich Mundlos und Böhnhardt in Eisenach umgebracht hatten. Da die Stadt dann das schwer beschädigte Haus abreißen ließ, verlor der Zeuge seine Wohnung. Doch Vorwürfe macht er Zschäpe im Gerichtssaal nicht. Er vermeidet es allerdings, ihr in die Augen zu sehen. Zschäpe sitzt keine zwei Meter von ihm entfernt.

Sie habe sich ihm als „Susann Dienelt“ vorgestellt, erinnert sich der Mann. Von ihren beiden Mitbewohnern hingegen kannte er die Namen nicht. Mundlos und Böhnhardt ließen sich kaum blicken, zur  Kellerrunde stießen sie nie. „Frau Dienelt“ habe erzählt, der eine Mann sei ihr Freund, der andere dessen Bruder, sagt der Zeuge. Die zwei Männer hätten den Job, Autos zu überführen. Und sie selbst arbeite von Zuhause aus am Computer. Das alles war für den Nachbarn "plausibel", der immer wieder mal Wohnmobile vor der Tür standen. Dass Mundlos und Böhnhardt damit losfuhren, um Morde und weitere Verbrechen zu begehen, hat der Zeuge offenkundig nicht geahnt.

Mit Zschäpe hingegen, die der Mann „Diddl-Maus“ nannte, hat er öfter geplauscht. Auch über das griechische Restaurant im Erdgeschoss. „Sie hat sich immer wieder über den Griechen aufgeregt“, sagt der Zeuge, „wegen des Gestanks“. Zu Recht, findet er, "ich bin auch ein Knoblauchfeind".

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