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Beate Zschäpe beim NSU-Prozess in München

© dpa

NSU-Prozess: Zeuge bestreitet Bekanntschaft mit Zschäpe

War Beate Zschäpe 2006 kurz vor dem Mord an einem türkischen Kioskbetreiber in Dortmund? Darum ging es am Dienstag beim NSU-Prozess in München. Die Angaben eines wichtigen Zeugen erscheinen zumindest zweifelhaft.

Von Frank Jansen

Er hat seinen Söhnen die Namen Odin und Thor verpasst und erscheint im Gericht mit einem beinahe kahl rasierten Schädel. Er war dabei, als im Stadion von Borussia Dortmund die Parole „Zick-zack-Kanackenpack“ gerufen wurde, das gibt der Zeuge zu. Aber mit der rechten Szene hat er angeblich überhaupt nichts zu tun. Da kenne er niemanden, sagte der Dortmunder am Dienstag im NSU-Prozess am Oberlandesgericht München.

Dass die Angaben glaubwürdig sind, erscheint zweifelhaft. So bleibt auch fraglich, ob der Mann die Wahrheit sagte, als er betonte, weder Beate Zschäpe noch Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt jemals kennengelernt zu haben. Aber das Gegenteil ist ihm auch nicht zu beweisen. Deshalb ist weiterhin unklar, ob sich Zschäpe zusammen mit Mundlos und Böhnhardt im April 2006, kurz vor dem Mord an dem türkischen  Kioskbetreiber Mehmet Kubasik in Dortmund, in der Stadt aufgehalten hat.

In der vergangenen Woche hatte eine Zeugin ausgesagt, sie habe in der ersten Aprilwoche 2006 Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt zusammen mit einem bulligen Skinhead in Dortmund gesehen. Auf einem Nachbargrundstück, das die Zeugin mit einem Fernglas beobachtet hatte. Die Angaben lösten reichlich Wirbel aus. Sollte es stimmen, dass sich Zschäpe mit den Todesschützen Mundlos und Böhnhardt nur wenige Tage vor dem Attentat auf Kubasik in Dortmund aufhielt, würde die Anklage mit einem weiteren Indiz gestützt. Die Bundesanwaltschaft wirft Zschäpe vor, sie sei bei allen Morden und weiteren Verbrechen des NSU die Mittäterin gewesen.

Möglich erscheint allerdings auch, dass die Zeugin die Hauptangeklagte Zschäpe mit einer anderen Frau verwechselt. Am Dienstag trat im NSU-Prozess nach dem Kurzhaarmann dessen Ehefrau auf. Eine kräftige Gestalt, im Unterschied zur schmalen Zschäpe. Aber das Gesicht mit der Brille ist den Fotos von Zschäpe kurz nach ihrer Festnahme im November 2011 nicht unähnlich. Die Ehefrau äußerte sich zudem wie ihr Mann bei Fragen zu Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt ahnungslos.

Ein Nebenklage-Anwalt hielt dem Mann allerdings vor, dessen Neffe fordere im Internet die Freilassung von Ralf Wohlleben, einem der Angeklagten im NSU-Prozess. Der Zeuge beteuerte, er habe den Namen Ralf Wohlleben nie gehört. Die Verteidiger Zschäpes sehen ihre Mandantin im Fall Dortmund entlastet. Nach den Aussagen des Ehepaares dürfte jedem im Saal klar geworden sein, dass die Angaben der Zeugin von vergangener Woche „nicht den Tatsachen entsprachen“, sagte Anwältin Anja Sturm in einer kurzen Erklärung.

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