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Terrorismus: Österreicher soll Anschlag auf Reichstag geplant haben

Die Wiener Staatsanwaltschaft bestätigt zwar entsprechende Medienberichte, die Bundesanwaltschaft sieht aber keine Hinweise auf Anschlagsplanung in Deutschland. Eine Reihe von Festnahmen gab es trotzdem.

Die österreichische Kronen-Zeitung spricht bereits vom "Austro-Taliban". Die Zeitung berichtet davon, dass der 25-jährige und zum Islam konvertierte Thomas Al J. einen vollbesetzen Passagierjet in den Reichstag in Berlin steuern wollte. Dafür habe er wochenlang am Flugsimulator geübt. Die Wiener Staatsanwaltschaft bestätigte am Samstag einen entsprechenden Bericht der österreichischen „Kronenzeitung“. Bisher sei dieser Verdacht jedoch noch nicht verifiziert worden, sagte die Chefin der Anklagebehörde, Marie-Louise Nittel, dem ORF-Radiosender Ö1.

Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft konnte den Bericht hingegen nicht bestätigen. "Wir haben keine Anhaltspunkte auf konkrete Vorbereitung eines Anschlags in Deutschland", sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft Tagesspiegel Online.

Allerdings hat es zuletzt eine Reihe von Festnahmen gegeben. Thomas Al J. wurde am vergangenen Mittwoch in Wien zusammen mit drei weiteren Terrorverdächtigen festgenommen. Und gegen diese Gruppe gebe es laut Bundesanwaltschaft auch in Deutschland ein eigenständiges Ermittlungsverfahren, allerdings nicht wegen konkreter Terrorplanungen, sondern wegen des Verdachts auf finanzielle Unterstützung des militanten und gewaltsamen Dschihad.

Außerdem wurde der Bundesanwaltschaft zufolge bereits am 31. Mai in Österreich ein Berliner Terrorverdächtiger festgenommen. Dabei handelt es sich um Yusuf O, einen Deutsch-Türken. Gegen ihn besteht der Verdacht der Mitgliedschaft in der DTM. Die "Deutschen Taliban Mujahideen", die im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aktiv sind, verüben nach Darstellung der Bundesanwaltschaft Anschläge auf afghanische und pakistanische Truppen sowie auf die internationale Nato-Schutztruppe Isaf. Wegen der Isaf-Beteiligung der Bundeswehr sei auch Deutschland ins Visier der DTM geraten. Als prominentes Mitglied der DTM galt der im April 2010 getötete Eric Breininger. Da das Auslieferungsverfahren noch läuft, äußert sich die Bundesanwaltschaft nicht zu den Details der Festnahmen. Allerdings gebe es bisher keine Hinweise auf "strafrechtlich relevante Verbindungen" zwischen der Festnahme der vier Terrorverdächtigen am Mittwoch in Wien und Yusuf O.

Genauso verhält es sich mit einer weiteren Festnahme. Wieder spielt Österreich eine Rolle. Denn bereits Mitte Mai wurde in Berlin ein Terrorverdächtiger aus Österreich festgenommen. Dabei handelt es sich um den 21-jährigen österreichischen Staatsangehörigen Maqsood L. Auch gegen ihn besteht der Verdacht der Unterstützung der DTM. Er soll laut Bundesanwaltschaft im Auftrag eines DTM-Mitglieds Mitte Mai 2011 von Budapest nach Berlin gereist sein und versucht haben, von seinem Auftraggeber ausgewählte Personen für eine Teilnahme am militanten Dschihad oder für eine finanzielle Unterstützung der DTM zu gewinnen. Während seines Aufenthalts soll er etwa 1000 Euro für die Organisation beschafft haben. Kurz vor seiner Rückreise wurde er am 16. Mai 2011 in Berlin aufgrund eines Europäischen Haftbefehls der österreichischen Justizbehörden wegen eines anderen Tatvorwurfs festgenommen. Zurzeit sitzt er in Untersuchungshaft.

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