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Politik: PDS: Rote Landpartie

Für ihn war es das große Glück, dass die Stimmen in seinem Landkreis Jerichower Land schneller ausgezählt worden sind als in Ost-Vorpommern. So darf Lothar Finzelberg für sich das Privileg in Anspruch nehmen, der erste PDS-Landrat Deutschlands gewesen zu sein.

Für ihn war es das große Glück, dass die Stimmen in seinem Landkreis Jerichower Land schneller ausgezählt worden sind als in Ost-Vorpommern. So darf Lothar Finzelberg für sich das Privileg in Anspruch nehmen, der erste PDS-Landrat Deutschlands gewesen zu sein. Auch wenn er kurze Zeit später schon nicht mehr der Einzige war. Denn auch Deutschlands nordöstlichster Kreis bekommt eine Landrätin mit PDS-Parteibuch.

Erfahrung in der Leitung eines Landkreises hat der 47-jährige Lothar Finzelberg bereits. Mit der Wende im Herbst 1989 wurde das damalige SED-Mitglied Vorsitzender des Rates des Kreises Genthin, bis er die Geschicke des Kreises im Mai 1990 in die Hände eines demokratisch gewählten CDU-Mannes legte. 1994 wurden die Landkreise Genthin und Burg zusammen gelegt.

In seinem neuen Amt beerbt der studierte Ökonom Finzelberg den Sozialdemokraten Detlef Lehmann, der von der eigenen Partei nicht wieder nominiert worden war, sich aber für die Stichwahl zwischen dem PDS-Kandidaten und seinem CDU-Konkurrenten eindeutig für Finzelberg ausgesprochen hatte. Der hatte nach der Wende der hauptamtlichen Politik erst einmal Ade gesagt und sich als Finanzberater selbstständig gemacht.

So ganz mochte er die Hände von der Politik aber nicht lassen. Seit 1994 sitzt er für die PDS im Kreistag und leitet dort als Vorsitzender den Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport. Finzelberg begreift sich als Pragmatiker. So will er dem Kreistag als seinen Stellvertreter auf keinen Fall einen PDS-Mann vorschlagen: "Für mich kommt für dieses Amt nur ein Kandidat aus einer der beiden großen Volksparteien oder einer ganz ohne Parteibuch in Frage." Wichtig sei ihm die regionale Verwurzelung.

In Ost-Vorpommern schlug die PDS-Kandidatin Barbara Syrbe am Sonntag überraschend in der Stichwahl Amtsinhaber Herbert Kautz (CDU) mit 54,2 zu 45,8 Prozent. Doch die abgeschlagenen Bewerber von SPD und FDP riefen für die Stichwahl zur Unterstützung Syrbes auf.

"Ich habe nicht damit gerechnet, aber dafür gekämpft", freute sich die 46 Jahre alte Syrbe, die derzeit stellvertretende Sprecherin der SPD/PDS-Regierung in Schwerin ist. "Überparteilich und sachorientiert" will sie in Ostvorpommern Akzente setzen. Allein auf die PDS kann sie nicht bauen. Im Kreistag hat die CDU mindestens noch bis 2004 eine absolute Mehrheit. Aus ihrer sozialistischen Gesinnung macht Barbara Syrbe kein Hehl. Innerhalb der PDS zählt sie zu den Pragmatikern.

Seit 1991 engagiert sich die Witwe in der Politik: Kreistagsabgeordente, Wahlkreismitarbeiterin eines Landtagsabgeordneten, dann ab 1998 stellvertretende Regierungssprecherin in Schwerin. Mangelnde Wahlbeteiligung (rund 21 Prozent) und der fehlende Gegenkandidat verwehrten der PDS einen zweiten Erfolg in Mecklenburg-Vorpommern: Auf Rügen kam die alleinige Kandidatin Kerstin Kassner (PDS) zwar auf 80,2 Prozent Ja-Stimmen der Wähler. Die absolute Zahl von knapp 10600 Stimmen entsprach allerdings nicht - wie vom Wahlgesetz gefordert - einem Viertel der Wahlberechtigten. Dazu fehlten Kassner 5000 Stimmen.

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