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Petra Roth ist seit 1995 Oberbürgermeisterin von Frankfurt.

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Update

Frankfurts Oberbürgermeisterin: Petra Roth kündigt Rückzug an

Die langjährige Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth will im kommenden Jahr ihr Amt aufgeben und damit einen Generationswechsel einleiten. Ihre Amtszeit wäre noch bis 2013 gegangen. Einen Nachfolger hat sie bereits auserkoren.

Die Nachricht kam völlig überraschend. Oberbürgermeisterin Petra Roth, Frankfurts bekannteste Politikerin, gibt ihr Amt vorzeitig ab. Das erklärte die 67-Jährige am Dienstag. Dreimal war sie in Direktwahlen zum Stadtoberhaupt gewählt worden, seit 16 Jahren ist sie das Gesicht der Stadt. Eigentlich hätte sie erst 2013 ausscheiden müssen, nun geht sie bereits Mitte 2012.

Mindestens ebenso überraschend war Roths Vorschlag für ihre Nachfolge: Frankfurts CDU-Kreisvorsitzender, der hessische Innenminister Boris Rhein, habe das Zeug dazu, das „exponierte Amt mit Tatkraft Ideen und Durchsetzungsvermögen“ auszufüllen, sagte Roth. Für das Durchsetzungsvermögen des 39-Jährigen sprechen vor allem Zeitpunkt und Dramaturgie des angekündigten Wechsels. Rhein, Exponent des eher konservativen Wirtschaftsflügels seiner Partei, galt ausdrücklich nicht als Wunschkandidat der Oberbürgermeisterin. Roth, stets resolute und charmante Repräsentantin Frankfurts, betonte, sie gebe ihr Amt aus freien Stücken ab: „Ich bin nicht krank, ich bin auch nicht amtsmüde und ich bin auch nicht lahmer geworden“, versicherte sie. Im Jahr 2013, in dem ihre Amtszeit aus Altersgründen ausgelaufen wäre, stünden andere Wahlen im Fokus, unter anderem die Bundestagswahl und die hessische Landtagswahl. Mit der vorgezogenen OB-Wahl im Frühjahr 2011 gebe sie ihren Mitbürgern die Chance, „für Frankfurt zu entscheiden“.

Sie habe das Thema mit Rhein und Frankfurts Kämmerer Uwe Becker, der sich ursprünglich ebenfalls bewerben wollte, freundschaftlich besprochen, betonte die scheidende Oberbürgermeisterin. Man werde als Führungsduo in den Wahlkampf ziehen, versicherte Rhein, der den Kreisvorsitz an Becker abgeben will. Rhein habe Roth zu diesem Schritt gedrängt, unterstellte dagegen Frankfurts SPD-Chef Gernot Grumbach: „Sie gibt auf und ab an eine andere politische Richtung“, sagte er dem Tagesspiegel.

Der frühe Wahltermin bringt die Konkurrenz in Zugzwang. Die SPD hat gerade begonnen, ihren Kandidaten in einem parteiinternen Wettbewerb zu küren, nachdem sich kein zugkräftiger Bewerber von außen fand. Die Genossen müssen sich nun schnell zwischen den überregional kaum bekannten Kommunalpolitikern Michael Paris und Peter Feldmann entscheiden. Den Grünen ist gerade ihre Hoffnungsträgerin, Umweltdezernentin Manuela Rottmann, abhanden gekommen, die sich aus der Politik zurückzieht.

Einmal mehr dürften alle die Rathauschefin unterschätzt haben. Wie schon 1995, als sie scheinbar aussichtslos die erste OB-Direktwahl in Frankfurt gegen den sozialdemokratischen Amtsinhaber Andreas von Schoeler gewann. Mit ihrer Amtszeit blieben vor allem die neue Landebahn des Flughafens, die Belebung der Industriebrachen am Mainufer, der Ausbau der Universität im Frankfurter Westend und die Gründung des Kulturcampus in Bockenheim verbunden, hieß es in der offiziellen Mitteilung zu ihrem Rückzug.

Dass sie sich ganz aus dem öffentlichen Leben verabschiedet, ist indes nicht zu erwarten. „Sie können schreiben, ich bin auf Jobsuche“, diktierte sie den Journalisten in die Blöcke.

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