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Die beiden Altkanzler Helmut Schmidt (links) und Gerhard Schröder (beide SPD) sprachen sich gemeinsam gegen Pegida aus.

© dpa

Reaktionen auf Pegida: "Das ist nicht Deutschland"

Nach der Kanzlerin auch zwei ihrer Vorgänger: Helmut Schmidt und Gerhard Schröder haben sich gegen Pegida ausgesprochen. Das Ausland registrierte auch die Gegendemonstrationen am Montag.

80 Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, darunter die Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) und Gerhard Schröder (SPD), haben sich in einem Appell gegen Pegida, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz ausgesprochen.

"Die Pegida-Proteste appellieren an dumpfe Vorurteile, an Fremdenhass und Intoleranz. Doch das ist nicht Deutschland", zitierte die "Bild" den 96-jährigen Schmidt am Dienstag. Die Bundesrepublik dürfe Flüchtlinge und Asylbewerber nicht verstoßen. "Deutschland muss weltoffen und tolerant bleiben."

Schröder wiederholte seine Forderung nach einem neuen "Aufstand der Anständigen" gegen Fremdenfeindlichkeit. Dazu hatte Schröder erstmals im Jahr 2000 nach einem Brandanschlag auf eine Düsseldorfer Synagoge aufgerufen. Eine entsprechende Reaktion "brauchen wir auch heute". Er lobte die Haltung von Parteien und Kirchen, die eine "klare Position gegen Pegida gefunden haben".

Auch aktive Politiker der Koalitionsparteien schlossen sich dem Aufruf an. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte: "Parolen ersetzen keine Fakten: Deutschland braucht Zuwanderer. Und wir müssen ein Herz haben für Flüchtlinge in Not." Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte: "Pegida schadet nicht nur unserem Land, es wirft auch ein schlechtes Bild auf Deutschland im Ausland." Ähnlich äußerte sich Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Wer mit "diffusen Ängsten spielt oder Fremdenfeindlichkeit schürt, spricht nicht für die Mehrheit".

Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Kunst

Weitere Politiker sowie Wirtschaftsvertreter und Künstler schlugen ähnliche Töne an. Der Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, sprach sich ebenfalls deutlich für Zuwanderung aus. "Deutschland tut qualifizierte Einwanderung richtig gut." Gegen jede Fremdenfeindlichkeit müsse vorgegangen werden. Der Manager der Fußball-Nationalelf, Oliver Bierhoff, erklärte: "Wir sind Weltmeister geworden mit vielen Spielern, die einen Migrations-Hintergrund haben. So selbstverständlich wie wir in der Nationalelf Integration leben, so sollte es auch in der Gesellschaft funktionieren."

New York Times: Herausforderung fürs Establishment

Die Proteste vom Montagabend stießen auch auf große Resonanz in ausländischen Medien. Dabei fanden sowohl die Pegida-Aufzüge Berücksichtigung, als auch die Gegendemonstrationen in den verschiedenen Städten. Die "New York Times" stellte fest, dass in Dresden etwa genauso viele Pegida-Anhänger auf die Straße gingen wie im Dezember - obwohl Kanzlerin Angela Merkel in ihrer Neujahrsansprache und weitere gesellschaftliche Institutionen sich von der Bewegung distanziert hätten.

Damit verdeutlichten die jüngsten Proteste nur die "Größe der Herausforderung", mit der sich das Establishment und alle weltoffenen Deutschen konfrontiert sähen, schrieb das Blatt. Allerdings ließ die "New York Times" nicht unerwähnt, dass die Verantwortlichen am Montag als Zeichen gegen Pegida die Beleuchtung des Brandenburger Tors und des Kölner Doms abschalteten.

Die BBC berichtete auf ihrer Internetseite an oberster Stelle über Pegida, wies aber auch darauf hin, dass die Zahl der Gegendemonstrationen inzwischen zugenommen habe und zum Beispiel in Berlin etwa 5000 Bürger Pegida blockierten. Auch der britische "Guardian" stellte diese Entwicklung heraus. Schon am Vortag hatte er kommentiert, die Massen in Dresden erzählten eine "abschreckende Geschichte von Europas Furcht vor Migration". Dem englischsprachigen Al-Jazeera-Ableger waren die Pegida-Proteste eine Aufmacher-Geschichte wert - wobei sich der Blick ebenfalls vor allem auf die Ereignisse in Dresden mit 18 000 Demonstranten richtete.

(Tsp mit Reuters, AFP)

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