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Libyen: Rebellen fordern Waffen von den USA

Die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton hat sich in Paris mit Vertretern der libyschen Opposition getroffen. Unterdessen setzt Gaddafis Truppen ihre Eroberungen im Osten des Landes fort.

Während die Aufständischen im Osten Libyens militärisch immer stärker unter Druck geraten, treten die diplomatischen Bemühungen für eine Flugverbotszone auf der Stelle. Bei einem Treffen der Außenminister der G 8 gelang es Frankreich und Großbritannien nicht, die übrigen Mitglieder von ihrem Militärplan gegen Muammar al Gaddafi zu überzeugen. Nun soll die Entscheidung erneut dem Weltsicherheitsrat vorgelegt werden. In dem UN-Gremium haben sich die Vetomächte Russland und China bisher gegen ein militärisches Eingreifen ausgesprochen, auch die USA äußerten sich sehr zurückhaltend.

„Gaddafi macht weiter Punkte“, erklärte dagegen der neue französische Außenminister Alain Juppé. „Vielleicht haben wir bereits die Chance vergeben, das Gleichgewicht der Kräfte zwischen beiden Seiten wiederherzustellen.“

In der Hafenstadt Bengasi, der Hochburg der Rebellen, geht derweil die Angst um, die Truppen Gaddafis könnten in den nächsten Tagen mit dem Angriff auf die Stadt beginnen. Denn die Rebellen werden vor den weitaus besser ausgerüsteten Einheiten Gaddafis immer weiter zurückgedrängt. Am Dienstag standen sie offenbar auch in der strategisch wichtigen Stadt Adschdabija vor der Aufgabe, wo ein großes Waffendepot der Armee existiert. Kampfjets griffen die etwa 100 000 Bewohner aus der Luft mit Bomben an und warfen Propaganda-Flugblätter ab. Von Adschdabija aus führt eine Straße entlang der Küste direkt nach Bengasi sowie eine Wüstenautobahn durch das Hinterland nach Tobruk. Nach einer Einnahme von Adschdabija könnten Gaddafis Streitkräfte nun die Hochburgen der Aufständischen direkt angreifen und die von ihnen kontrollierte Küstenregion rasch umzingeln.

Unterdessen räumten auch amerikanische Diplomaten ein, in Libyen sei eine Situation von eine „hoher Dringlichkeit“ entstanden. Offenbar wächst mittlerweile in Washington die Bereitschaft, den Rebellen entschiedener als bisher zur Hilfe zu kommen und den Druck auf das Gaddafi-Regime zu erhöhen, das Bombardement des eigenen Volkes zu stoppen. So traf sich die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton in Paris mit Mahmoud Jibril, einem Mitglied im Nationalrat der Opposition. In dem „privaten und sehr freimütigen“ Gespräch hätten beide Seiten ausgelotet, wie die USA die Regimegegner besser unterstützen könnten, erklärte anschließend einer von Clintons Beratern. Jibril forderte offenbar von den USA sofortige Waffenlieferungen. Der bisherige stellvertretende US-Botschafter in Tripolis, Chris Stevens, wurde zum offiziellen Verbindungsmann zur Opposition im Ostteil Libyens ernannt. Er soll in Kürze zu Gesprächen nach Bengasi reisen. Die Arabische Liga hatte am Samstag in Kairo einer international überwachten Flugverbotszone zugestimmt, vorausgesetzt, sie wird vom UN-Sicherheitsrat beschlossen.

Die ethnische Minderheit der Berber im Westen Libyens hat am Dienstag einen dramatischen Hilferuf an die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gerichtet. Dringend baten Vertreter telefonisch um Hilfe, nachdem ihre Stadt Zouara am Montagmittag von Panzern Gaddafi- treuer Milizionäre beschossen und besetzt wurde.

In einem Interview mit der italienischen Zeitung „Il Giornale“ brüstete sich Gaddafi unterdessen mit den Erfolgen seiner Eliteeinheiten. Die Aufständischen hätten „keine Hoffnung mehr, ihr Schicksal ist besiegelt“, erklärte der Despot. Sie hätten nur noch zwei Optionen – „sich zu ergeben oder zu fliehen“. Wer sich nicht ergebe, der werde getötet. Verhandlungen mit seinen Gegnern schloss Gaddafi erneut aus. Derweil ist die Ölproduktion Libyens nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) komplett zum Erliegen gekommen.

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