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Papst Franziskus küsst am 24.12.2017 bei der Weihnachtsmesse im Petersdom im Vatikan das Christuskind.

© Alessandra Tarantino/AP/dpa

Rom und Jerusalem: Papst Franziskus bittet um Hilfe für Flüchtlinge

In Jerusalem kritisiert Erzbischof Pizzaballa den Trump-Beschluss. Der Pontifex vergleicht Maria und Joseph mit Menschen, die heute auf der Flucht sind.

Überschattet von der anhaltenden Flüchtlingskrise und der von Washington losgetretenen Krise um den Status von Jerusalem haben Christen aus aller Welt Heiligabend in Rom und Bethlehem begangen. Bei seiner traditionellen Christmette im Petersdom erinnerte Papst Franziskus an das Leid der Flüchtlinge. In Bethlehem kritisiert der Leiter des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, die einseitige Entscheidung der USA, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen.

In seiner Predigt im Petersdom rief Papst Franziskus am Sonntagabend zu "Nächstenliebe" und "Gastfreundschaft" auf. So wie einst Maria und Josef seien heute "Millionen Menschen" zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen, "weil sie aus ihrem Land vertrieben werden", sagte der argentinische Pontifex. Niemand aber dürfe das Gefühl haben, "in dieser Welt keinen Platz zu haben", sagte er weiter und sprach sich für eine neue "Auffassung des Sozialen" aus.

In Bethlehem wich Erzbischof Pizzaballa von seiner vorbereiteten Rede ab, um auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump einzugehen, die US-Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. "Jerusalem ist eine Stadt des Friedens, doch kann es keinen Frieden geben, wenn einer ausgeschlossen ist", mahnte Pizzaballa.

Palästinenserpräsident Abbas nimmt an Gottesdienst in Jerusalem teil

"Jerusalem ist unsere Mutter" fügte er hinzu, doch wenn die Mutter eines seiner Kinder verliere, könne sie "keinen Frieden finden - also beten wir für Jerusalem". An dem Gottesdienst nahm auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, ein Muslim, teil. Starker Regen und kalter Wind verstärkten unterdessen die gedrückte Stimmung auf dem Platz vor der Geburtskirche.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte Pizzaballa beklagt, die Spannungen in Jerusalem und den Palästinensergebieten hätten "die Aufmerksamkeit von Weihnachten abgelenkt". Nach seinen Angaben haben seit Trumps Ankündigung vom 6. Dezember "dutzende" Touristengruppen ihre Pilgerfahrten ins Heilige Land aufgrund der Sicherheitslage abgesagt.

In Syrien und dem Irak dagegen feierte die christliche Minderheit das erste Weihnachten nach der Vertreibung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). In der zweitgrößten irakischen Stadt Mossul versammelten sich Dutzende Menschen in der St. Paulskirche, wo die Messe mit der irakischen Nationalhymne eröffnet wurde. Patriarch Louis Raphael Sako forderte die Gläubigen auf, für "Frieden und Stabilität in Mossul, dem Irak und der Welt" zu beten.

Mossul stand drei Jahre lang unter der Kontrolle des IS, erst im Juli gelang es der irakischen Armee mit internationaler Unterstützung, die Großstadt wieder vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Besonders der Westen der Stadt liegt noch immer in Trümmern.

Auch im syrischen Homs feierten Christen erstmals seit der Rückeroberung der Stadt durch Regierungstruppen wieder Weihnachten. In der ehemaligen IS-Hochburg Raka dagegen warteten zwei komplett von Minen geräumte Kirchen weiterhin auf die Rückkehr ihrer vertriebenen Gläubigen.

Franziskus: Neuer Auffassung des Sozialen Raum geben

Papst Franziskus sagte in seiner Predigt im römischen Petersdom, hinter Maria und Josef seien „die Spuren von Millionen Menschen, die nicht freiwillig gehen, sondern gezwungen sind, sich von ihren Lieben zu trennen, weil sie aus ihrem Land vertrieben werden“. In vielen Fällen sei dies ein Aufbruch voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Häufig gehe es jedoch um das reine Überleben, sagte der Papst bei der Mitternachtsmesse.

Jesus Christus sei geboren worden, „um uns allen ein Bürgerrecht zu verleihen“, betonte das katholische Kirchenoberhaupt. Die ersten Adressaten der christlichen Hoffnungsbotschaft seien die Hirten gewesen, die am Rande der Gesellschaft lebten. Christen seien durch ihren Glauben aufgefordert, einer neuen Auffassung des Sozialen Raum zu geben und keine Angst zu haben. Niemand dürfe das Gefühl haben, in dieser Welt keinen Platz zu haben. „Weihnachten ist die Zeit, die Kraft der Angst in eine Kraft der Liebe zu verwandeln, die Nächstenliebe, die sich nicht mit Ungerechtigkeit zufrieden gibt, als wäre sie etwas Normales.“

Am Montagmittag will der Papst auf dem römischen Petersplatz den Segen „Urbi et orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis) spenden und seine Weihnachtsbotschaft verkünden. Darin weist er traditionell auf Krisenherde weltweit hin. (AFP/epd)

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