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Politik: Satanistenszene: Hakenkreuze, SS-Runen und Satanskult

Das Opfer wurde regelrecht hingerichtet. "Die Täter haben den Mann mit Messern und einem Zimmermannshammer traktiert", sagt der Bochumer Staatsanwalt Dieter Justinsky.

Von Frank Jansen

Das Opfer wurde regelrecht hingerichtet. "Die Täter haben den Mann mit Messern und einem Zimmermannshammer traktiert", sagt der Bochumer Staatsanwalt Dieter Justinsky. Und berichtet von abartigen Tatwerkzeugen: "Wir haben Fantasy-Messer sichergestellt, zum Teil mit drei Klingen." Die Stichwaffen passen zum Interieur der Wohnung in der Ruhrgebietsstadt Witten, in der letzte Woche, wie berichtet, die Bluttat geschah. Ein Eichensarg, umgedrehte Christuskreuze, Attrappen von Totenschädeln, an die Wand geschmierte Hakenkreuze und SS-Runen, der auf ein Fenster gemalte Schriftzug "When Satan lives" (Wenn Satan lebt) belegen: Das abgetauchte Mieterpaar Daniel und Manuela R. zählt zum Milieu der Teufelsanbeter. Dort sind NS-Sympathien unübersehbar. Mit welcher Bedeutung und welcher Konsequenz, nicht nur in Witten?

Einen Teil der Satanistenszene halten die Sicherheitsbehörden für eindeutig rechtsextrem. Als Symbolfigur gilt der Thüringer Hendrik Möbus, 1994 für den "Satansmord" an einem Mitschüler zu acht Jahren Jugendhaft verurteilt. 1998 wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Ein Jahr später tauchte Möbus ab - der "Reichsführer" einer knapp 100-köpfigen "Deutschen Heidnischen Front" hatte gegen Bewährungsauflagen verstoßen. Schließlich wurde Möbus in den USA festgenommen, vor dem Anwesen des Neonazi-Anführers William Pierce.

Den braunen Satanisten sind auch Gruppen in Jugend-Subkulturen nahe, die sich an düsterem, manchmal blutrünstigem Modesound wie Black Metal, Death Metal, Dark Wave und Gothic orientieren. Viele Mitläufer seien aber "nur" von rechtsextremen Symbolen fasziniert, sagen Sicherheitsexperten. Das sei gefährlich, aber Extremismus bedeute mehr, nämlich die Bereitschaft zur Veränderung des politischen Systems.

Die Grenzen zwischen Faszination und rechtem Fanatismus sind allerdings unscharf. Doch Staatsanwaltschaft und Mordkommission in Bochum glauben bislang, trotz der am Tatort entdeckten Hakenkreuze und SS-Runen sowie einer einschlägigen Vorstrafe des tatverdächtigen Daniel R. gebe es bei dem Verbrechen in Witten keine Anhaltspunkte für einen rechtsextremen Hintergrund. Als Motiv vermuten die Ermittler "Mordlust". Offen bleibt, was hinter der "Mordlust" steckt - und was nicht. An das Ehepaar R. kam die Polizei noch nicht heran, es fehlt eine heiße Spur. Selbst die Identität des Opfers ist noch nicht vollständig klar.

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