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Hosni Mubarak kann zurück in sein Haus im Osten Kairos, das oberste Berufungsgericht sprach den Ex-Diktator frei.

© AFP

Sechs Jahre nach Revolution: Ägyptens Ex-Diktator Husni Mubarak ist wieder frei

Bei Protesten gegen seine Herrschaft starben Hunderte Demonstranten: Jetzt ist Ägyptens Ex-Diktator Husni Mubarak wieder frei. Das nutzt vor allem seinem Nachfolger.

Sie haben ihn besungen, damals auf dem Midan al-Tahrir, dem Platz der Befreiung, in Kairo. 2011 war das, als der sogenannte arabische Frühling noch eine Verheißung war – unendlich lang her. Aus Zehntausenden Kehlen dröhnte der Sound der Revolution: Yaskut, yaskut Husni Mubarak. Nieder mit Husni Mubarak!, sangen sie. Die Demonstranten hielten Plakate hoch, darauf Mubaraks Kopf in einer Schlinge. Das Volk sann auf Rache.

Aufgehängt haben sie den Diktator dann nicht, aber 2011 kam er ins Gefängnis, wo er bis Freitag blieb. Nun wurde er freigelassen und durfte in sein Haus im Osten Kairos zurückkehren. Er soll dort schon mit seiner Familie gefrühstückt haben. Anfang März war er vom obersten Berufungsgericht freigesprochen worden. Es ist wohl ein Fall, in dem Gnade vor Recht erging. Mubarak, 88 Jahre alt, soll schwer krank sein.

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Dass er nun frei ist, löst in Ägypten längst keinen Aufschrei mehr aus, dabei standen Mubarak und seine Militärdiktatur zuletzt für ein blutiges Regime. Allein während der Tahrir-Platz-Demonstrationen sollen 850 Menschen getötet worden sein. Das ist lange vorbei. Heute hat das Land andere, neue und alte Probleme. Ex-General Abdel Fattah al-Sisi regiert längst ebenso selbstherrlich wie Mubarak in seiner 30 Jahre währenden Amtszeit. Menschenrechtsorganisationen berichten von Folter auf Polizeistationen, Gefangene verschwinden auf unbestimmte Zeit ohne Anklage. Und im Zentrum Kairos gilt de facto ein Demonstrationsverbot.

Der neue Despot al-Sisi, der sich Präsident nennt und 2014 laut Staatsfernsehen mit 96,2 Prozent der Stimmen gewählt wurde, ist in den USA und Europa längst hoffähig, ließ sich neben Bundeskanzlerin Angela Merkel ablichten. Und auch unter dem Präsidenten Donald Trump halten die USA an den milliardenschweren Militärhilfen für sein Land fest.

Den Geist der Revolution scheint Mubarak überlebt zu haben. Nach seinem erzwungenen Rücktritt am 25. Januar 2011 geriet das Land von einer Krise in die nächste. Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Benzinmangel. Dass den Ägyptern seitdem Sicherheit vor Freiheit geht, ist Mubaraks Vermächtnis an seinen Nachfolger. Und seine Freilassung ein Signal an die vielen Mubarak-Vertrauten, die im Staatsapparat noch immer einflussreich sind. Im kommenden Jahr will al-Sisi sich mit ihrer Unterstützung erneut zum Präsidenten wählen lassen.

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