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Klaus Wowereit und Sigmar Gabriel im November 2013 auf dem SPD-Bundesparteitag in Leipzig

© dpa

Sigmar Gabriel wollte Martin Schulz: Klaus Wowereit hält Raed Saleh und Jan Stöß für ungeeignet

Wer regiert Berlin? Klaus Wowereit tritt zurück. Doch SPD-Fraktionschef Raed Saleh und Landeschef Jan Stöß hält er als Nachfolger für ungeeignet. Die Bundespartei sieht das ähnlich. Sigmar Gabriel versuchte, Martin Schulz für Berlin zu gewinnen.

Klaus Wowereit tritt zurück. Doch wer soll sein Nachfolger als Regierender Bürgermeister von Berlin werden? Wowereit selbst hält SPD-Fraktionschef Raed Saleh und Landeschef Jan Stöß offenbar für ungeeignet. Entsprechende Zweifel soll er nach Tagesspiegel-Informationen in Gesprächen mit Parteifreunden geäußert haben. Ähnliche Einschätzungen waren bereits vor Monaten aus der Führung der Bundes-SPD zu hören.

Nach Tagesspiegel-Informationen versuchte Parteichef Sigmar Gabriel deshalb während der Sommerpause, den heutigen Präsidenten des Europaparlaments, Martin Schulz, für eine SPD-Spitzenkandidatur in der Hauptstadt zu gewinnen - vergeblich. Schulz habe aus familiären Gründen abgesagt, hieß es dazu gestern in der Bundespartei. Dagegen verlautete aus Berliner SPD-Kreisen, Schulz habe sein Nein mit der Zerstrittenheit des Berliner Landesverbandes begründet.

Für SPD-Chef Gabriel ist die Berlin-Wahl im Herbst 2016 von erheblicher Bedeutung. Er weiß: Verliert die Berliner SPD dann die Macht, womöglich sogar an eine schwarz-grüne Koalition, startet die Bundes-SPD mit einer schweren Hypothek in den Bundestagswahlkampf 2017.

Seine Rücktrittsentscheidung begründete Wowereit nach Tagesspiegel-Informationen intern damit, er habe die fortgesetzten Spekulationen aus den eigenen Reihen über seine politische Zukunft satt. Besonders verärgert hätten Wowereit Forderungen des Marzahner Bezirksbürgermeisters Stefan Komoß, schnell Klarheit zu schaffen.

Thierse: Nicht hektisch werden

Der ehemalige Bundestagspräsident und Berliner SPD-Politiker Wolfgang Thierse fordert seine Partei auf, sich bei der Suche nach einem Nachfolger für Wowereit ausdrücklich nicht auf einen Berliner Landespolitiker zu beschränken. Der Nachfolger des Regierenden Bürgermeisters dürfe "nicht in den Hinterzimmern einiger Politiker ausgehandelt werden", sagte Thierse dem Tagesspiegel. "Ich rate meiner Landespartei nicht hektisch zu werden", mahnte Thierse. Die Berliner SPD solle "die Zeit bis Dezember nutzen, um auch ausdrücklich den Blick über den landespolitischen Tellerrand hinaus zu heben". Dort gebe es "eine Menge guter Politiker", sagte Thierse, ohne Namen nennen zu wollen.

Er warnte vor einem erneuten "Zweikampf" des Berliner SPD-Landesvorsitzenden und Fraktionschefs. "Das hat der SPD nicht gut getan."  

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