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Wieder mehr Babys. Statistiker sehen den Trend zur Kinderlosigkeit in Deutschland gestoppt.

© Arno Burgi/dpa /picture alliance

Statistisches Bundesamt: Trend zur Kinderlosigkeit gestoppt

Vor allem Akademikerinnen bekommen wieder mehr Kinder, meldet das Statistische Bundesamt. Ein Grund dafür sei die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Der Trend zu immer mehr Kinderlosigkeit in Deutschland scheint gestoppt. Erstmals sei der Anteil der Frauen ohne Kinder nicht weiter gestiegen, vermeldete das Statistische Bundesamt am Mittwoch. Und mehr noch: Unter Akademikerinnen ist Kinderlosigkeit inzwischen sogar seltener geworden.

Wieder 1,5 Kinder pro Frau

Seit einigen Jahren zeichne sich in Deutschland wieder „ein leichter Geburtenanstieg“ ab, fasste der Vizepräsident des Bundesamtes, Georg Thiel, die jüngste Mikrozensus-Erhebung zusammen. Dabei wurden im vergangenen Jahr rund 800 000 Haushalte befragt – und zwar auch zur Geburt von Kindern. Ergebnis: 2015 lag die durchschnittliche Geburtenziffer wieder bei 1,5 Kindern pro Frau. Das sei zum letzten Mal im Jahr 1982 der Fall gewesen, sagte Thiel. Und die Zahl der Geborenen habe wieder das Niveau der Jahrtausendwende erreicht.

Bisher ist die Kinderlosenquote kontinuierlich gestiegen. Lag sie bei Frauen mit dem Geburtsjahrgang 1937 noch bei elf Prozent, betrug der Anteil unter 30 Jahre später Geborenen bereits 21 Prozent. Das heißt: Jede fünfte Frau des Geburtsjahrgangs 1967 brachte keine Kinder zur Welt. Für die jüngeren Frauen zeichne sich nun eine Stabilisierung ab, berichtete die Demografin Olga Pötzsch. Auffällig sei dies besonders in Westdeutschland, wo der Anteil der Frauen ohne Kind höher als im Osten sei. Die Trendwende ändere allerdings nichts daran, dass Deutschland neben der Schweiz, Italien und Finnland immer noch zu den Ländern mit der höchsten Kinderlosigkeit in Europa gehöre.

Frauen in Stadtstaaten am häufigsten kinderlos

Die Stabilisierung der Kinderlosenquote ist nicht nur eine Folge der Zuwanderung, sie zeigt sich auch bei den in Deutschland geborenen Frauen. Einen wichtigen Grund sehen die Statistiker in Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, insbesondere im Ausbau der Kinderbetreuung. Dafür spreche, dass die Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kleinkindern in den vergangenen acht Jahren zugenommen habe, sagte Thiel. Mit Kindern im Alter von einem Jahr seien heute 44 Prozent der Mütter erwerbstätig, Im Jahr 2008 seien es es nur 36 Prozent gewesen. Und mit zweijährigen Kindern gingen inzwischen 58 Prozent der Mütter wieder arbeiten (2008: 46 Prozent).

Am häufigsten sind kinderlose Frauen in den Stadtstaaten. Dort betrug ihr Anteil im vergangenen Jahr 28 Prozent. Spitzenreiter war Hamburg mit 31 Prozent. In den ostdeutschen Flächenländern lag die Kinderlosenquote dagegen bei gerade mal zwölf Prozent.

Jede vierte Akademikerin wird nicht Mutter

Deutlich höher als im Durchschnitt fällt die Quote der Kinderlosen auch bei Frauen mit akademischem Bildungsabschluss aus. Allerdings ist sie mit 26 Prozent bei den 45- bis 49-jährigen im Vergleich zu 2012 mittlerweile um ein Prozent gesunken. Bei den 40- bis 44-Jährigen sank der Anteil der Kinderlosen sogar um drei Prozentpunkte -von 28 auf 25 Prozent. Bei den in Deutschland geborenen Nichtakademikerinnen dagegen steige die Kinderlosigkeit weiter, berichtete das Statistische Bundesamt. Dieser Trend werde lediglich durch weibliche Zuwanderer gedämpft.

Mit gut 68 Prozent sind Ehepaare mit Kindern in Deutschland im übrigen nach wie vor die bei weitem häufigste Familienform. 2008 hatte ihr Anteil allerdings noch bei 71 Prozent gelegen. An zweiter Stelle kommen Alleinerziehende mit gut 23 Prozent. Lebensgemeinschaften ohne Trauschein stellen derzeit einen Anteil von etwa 8 Prozent.

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