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Streit um Frauenquote: 30 deutsche Dax-Konzerne präsentieren ihre Selbstverpflichtungen

Die Unternehmen wollen keine gesetzlich verbindliche Frauenquote für ihre Führungspositionen. Deshalb präsentierten sie am Montag in Berlin ihre Pläne, wie sie freiwillig Frauen an die Spitze bringen wollen

Die Frauenministerin mag nichts mehr von einer Frauenquote hören. „Ich habe eine Wette gewonnen“, verkündete Kristina Schröder (CDU) und sah dabei so aus, als hoffte sie, dass das Thema einer gesetzlichen Regelung damit vom Tisch sei. Denn am Montag stellte sie in Berlin die freiwillige Selbstverpflichtung der 30 Dax-Unternehmen vor. Es ist eine Vereinbarung darüber, um wie viel die Unternehmen in den kommenden Jahren den Anteil an Frauen in Führungspositionen erhöhen wollen. Keines der Unternehmen habe sich eine Vorgabe von unter zehn Prozent gegeben, sagte Schröder, und das gebe ihr recht, dass es keine gesetzliche Regelung brauche.

Auch ihre Parlamentskollegin Ursula von der Leyen (CDU) begrüßte die Selbstverpflichtung und würdigte sie als „harte Knochenarbeit nach innen“. Dennoch ließ sie keinen Zweifel daran, dass sie nach wie vor auf eine gesetzlich verbindliche Regelung für eine Frauenquote setzt. Der Konflikt zwischen den beiden Ministerinnen von der CDU in dieser Frage ist damit nicht vom Tisch.

Wozu verpflichten sich die Dax-

Unternehmen?

Der Anteil von Frauen in Dax-Vorständen beträgt derzeit nur knapp 4 Prozent, bis spätestens 2020 soll der Anteil von Frauen im Management oder anderen Spitzenjobs auf bis zu 35 Prozent steigen. Jedes der 30 Dax-Unternehmen hat sich im Rahmen der Selbstverpflichtung ein individuelles Ziel gegeben. Beispiel Deutsche Telekom: Nach eigenen Angaben liegt der Frauenanteil in der Gesamtbelegschaft in Deutschland bei etwas über 30 Prozent, bei Betrachtung der Führungspositionen schrumpft dieser Anteil auf knapp 13 Prozent. Die Telekom möchte den Frauenanteil in diesen Führungspositionen bis 2015 auf 30 Prozent erhöhen.

Die freiwillige Verpflichtung soll eine gesetzliche Regelung „entbehrlich“ machen, wie die Konzerne hoffen. Sie wollen damit eine gesetzlich festgeschriebene Frauenquote verhindern.

Die Unternehmen wollen den Anteil an Frauen in Führungspositionen erhöhen, indem sie Chancengleichheit schaffen und es erleichtern wollen, Familie und Beruf zu vereinbaren. Wie die Maßnahmen konkret ausgestaltet werden sollen, ist dabei jedem Unternehmen selbst überlassen. So wollen sie zum Beispiel interne Ausschreibungen transparenter gestalten oder eine Mindestanzahl an Frauen zu Auswahlverfahren einladen.

Wie soll das kontrolliert werden?

Einmal im Jahr wird jedes Unternehmen im Rahmen seines Nachhaltigkeits- oder Geschäftsberichtes über seine Fortschritte berichten. Außerdem soll eine eigens dafür eingerichtete Arbeitsgruppe jährlich über den Stand der Dinge informieren. Kristina Schröder setzt auf „Freiheit und Verantwortung“, wie sie in Berlin sagte. Die Öffentlichkeit werde für ausreichenden Druck sorgen, so dass die Unternehmen ihre freiwilligen Vorgaben auch umsetzten, ist Schröder überzeugt. Es gehe hier um eine Veränderung der Unternehmenskultur, und die könne „man nicht von außen vorgeben“.

Wie reagiert die Politik darauf?

Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) begrüßte die freiwillige Selbstverpflichtung. „Wo man ein Gesetz vermeiden kann, sollte man es lassen“, sagte sie. Auch die CSU lehnte eine gesetzliche Frauenquote für die Führungsetagen deutscher Top-Unternehmen kategorisch ab: „Mit der CSU wird es ein Gesetz zur Frauenquote nicht geben“, sagte CSU-Chef Horst Seehofer am Montag in München. Kritik an der freiwilligen Verpflichtung kam hingegen aus der SPD. Die Bundesregierung verspiele Zeit: „Anstatt jetzt mit einem Gesetz mit verbindlichen Quoten endlich Nägel mit Köpfen zu machen, knickt die Koalition vor der Wirtschaft ein“, sagte die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, Elke Ferner.

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