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Bettelnde Menschen gehören in vielen Städten Deutschlands zum Straßenbild.

© Nicolas Armer/pa/dpa

Studie: Mehrheit der Deutschen klagt über soziale Ungleichheit

Über alle politischen Lager hinweg sind 82 Prozent der Deutschen der Meinung, dass die sozialen Unterschiede im Land zu groß sind - und dies der wirtschaftlichen Entwicklung schadet.

Von Matthias Schlegel

82 Prozent der Menschen sehen große soziale Ungleichheit in Deutschland. Diese Wahrnehmung zieht sich durch alle sozialen Milieus und wird auch über Parteigrenzen hinweg geteilt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts tns Infratest im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Überdies sind 76 Prozent der Befragten der Meinung, dass das Ausmaß der sozialen Ungleichheit der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland schadet. Das widerspricht der bislang weit verbreiteten Auffassung, dass zuviel Gleichheit die wirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflussen würde.

Zugleich vertraut der Umfrage zufolge nur eine knappe Mehrheit von 60 Prozent darauf, dass sozialstaatliche Leistungen zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit beitragen. Bei der Frage, welche Mittel geeignet sind, der zunehmenden sozialen Spaltung entgegenzuwirken, zeigen sich hingegen überraschend hohe Zustimmungsraten für eine Vermögenssteuer (68 Prozent) sowie für höhere Erbschaftsteuern (47 Prozent).

Die Autoren der auf dieser Umfrage aufbauenden Studie, die auf dem Gebiet der Makrosoziologie arbeitenden Wissenschaftler Steffen Mau und Jan-Ocko Heuer von der Humboldt-Universität Berlin, kommen zu dem Schluss, dass das Meinungsbild der Bevölkerung eine "Abkehr vom langjährigen Mantra einer Schädigung der Wirtschaft durch zu große soziale Gleichheit" bedeute. Es decke sich mit Befunden internationaler Organisationen wie der OECD oder des Internationalen Währungsfonds (IWF) zum Einfluss von Ungleichheit auf das Wirtschaftswachstum.

Zudem deute die Umfrage darauf hin, "dass sich aus der grassierenden Ungleichheitskritik nicht zwangsläufig Forderungen nach mehr Umverteilung ergeben". Zwar gebe es "durchaus beachtliche Unterstützung für eine höhere Besteuerung von hohen Einkommen und großen Vermögen, aber diese Positionen dürften durchaus mit Gegenwind rechnen", heißt es im Fazit zur Studie. Dies könnte nach Ansicht der Autoren aber auch darauf zurückzuführen sein, "dass der Wohlfahrtsstaat, den es zu finanzieren gilt, in den Augen einer relativ großen Bevölkerungsgruppe nicht zur Reduktion von Ungleichheit beitrage".

Für die Studie wurden per computergestützten Telefoninterviews 2000 Personen befragt, die nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren sind.

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