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Geringe Bildung und rechtsorientiert: Die AfD hat inzwischen ganz andere Anhänger als in ihren Anfangsjahren.

© imago/BildFunkMV

Studie über die neuen AfD-Anhänger: Jung, rechts, unzufrieden

Die AfD hat inzwischen ganz andere Anhänger als in ihrer Anfangszeit. Und die wählen sie nicht mehr bloß aus einer Proteststimmung heraus, sondern aus Überzeugung.

Die AfD hat mittlerweile ganz andere Anhänger als noch in ihrer Anfangszeit vor zwei Jahren. Sie bekommt jetzt weit stärkeren Zuspruch aus dem rechten Lager, von einstmaligen Nichtwählern und von Zeitgenossen, die mit dem demokratischen System und ihrer eigenen Situation hadern. Außerdem konzentriert sich ihre Anziehungskraft zunehmend auf bestimmte Gesellschaftsgruppen: Männer, Ostdeutsche, Arbeiter, Personen mit geringer Bildung, unter 30-Jährige.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die am Mittwoch in Berlin präsentiert wurde und die auf der Befragung von rund 16.000 Haushalten beruht. Allerdings wurden dabei nur Menschen berücksichtigt, die sich einer Partei fest verbunden fühlen. Typische Wechselwähler, die sich bei künftigen Wahlen möglicherweise ebenfalls für die AfD entscheiden, blieben außen vor.

Sorge um Kriminalität, Zuwanderung und die eigene Finanzsituation

Der Erhebung zufolge neigen unter denjenigen, die sich selbst politisch „sehr rechts“ verorten, mittlerweile 22 Prozent der AfD zu. 2015 waren es gerade mal acht Prozent und 2014 nur sieben Prozent. Bei denen, die sich als „sehr unzufrieden“ mit der Demokratie bezeichnen, stieg der Anteil der AfD-Anhänger binnen zwei Jahren von fünf auf 26 Prozent. Ähnliche Zuwächse verbuchte die neue Partei bei Personen, die sich stark um die allgemeine Wirtschaftslage, um Kriminalität, Zuwanderung und ihre persönliche Finanzsituation sorgen.

Insofern scheint auch das Konzept einer „Partei des kleinen Mannes“ aufzugehen. Der Studie zufolge stieg die Anziehungskraft der AfD unter Arbeitern seit 2014 von zwei auf elf und unter Arbeitslosen gar von ein auf 15 Prozent. Bei Älteren, Menschen mit Abitur und Frauen dagegen stagniert die Unterstützung. Und bei Beamten ging sie sogar zurück. Gute Absicherung scheint gegen Rechtspopulisten immun zu machen: Nur ein Prozent der Staatsdiener mit Parteibindung bekannte sich 2016 zur AfD. Als sich die AfD noch als Professorenpartei gerierte, war deren Quote mehr als doppelt so hoch.

Zuwachs vor allem im Osten

Deutlich zugelegt dagegen hat die Partei in Ostdeutschland. Zwar erhielt sie dort schon 2014 doppelt so viel Zuspruch wie im Westen. Doch die Differenz hat sich nochmal vergrößert. Derzeit liegt der Anteil der AfD-Anhänger in den neuen Ländern mit elf Prozent fast viermal so hoch wie in Westdeutschland. Dort bekennen sich lediglich drei Prozent der Parteigebundenen zur AfD.

Dass zwei Drittel ihrer Anhänger männlich sind, könne damit zusammenhängen, dass die Partei familienpolitisch sehr konservative Positionen vertrete, heißt es in der Studie von Martin Kroh (DIW) und Karolina Fetz (Humboldt-Universität Berlin). Warum sie bei Älteren weniger ankommt als bei Jungen, bleibt dagegen offen. Der Erhebung zufolge fühlen sich derzeit nur drei Prozent der über 60-Jährigen der AfD verbunden. Bei den unter 30-Jährigen sind es satte zehn Prozent – fünfmal so viele wie noch 2014.

Neun Prozent der Linkswähler sind nun AfD-Anhänger

Interessant ist auch der Blick auf die politische Vergangenheit der AfD-Anhänger. Fast die Hälfte nämlich hat bei der Bundestagswahl noch eine etablierte Partei gewählt. Besonders betroffen von AfD-Überläufern waren der DIW-Studie zufolge zwei davon: die Linke und die FDP. So gaben neun Prozent der damaligen Linkspartei-Wähler an, sich nun der AfD verbunden zu fühlen. Von den FDP-Wählern wechselten sechs Prozent ins Lager der Populisten. Bei den anderen Parteien war der Abfluss geringer. Unter den damaligen Wählern von Union, SPD und Grünen finden sich auch heute nur verhältnismäßig wenige AfD-Anhänger.

Auffällig ist aber noch etwas anderes: Die AfD hat es weit schneller als andere Parteien geschafft, Wähler an sich zu binden. Nur drei Jahre nach ihrer Gründung verorten sich bereits mehr Menschen bei ihr, als es jemals bei Republikanern, DVU oder NPD der Fall war. Die Studie belege, "dass wir auf dem Weg zu einer Volkspartei sind", freute sich Georg Pazderski vom AfD-Bundesvorstand.

Tatsächlich liegt die Quote derer, von denen die Rechtspopulisten nicht bloß aus momentanem Protest, sondern aus klarer Überzeugung heraus gewählt werden, inzwischen bei knapp fünf Prozent. Das klingt zwar, gemessen an dem momentan prognostizierten Wählerzuspruch, nicht üppig. Doch vor zwei Jahren waren es nur 1,6 Prozent. Und im langjährigen Mittel war die Stammwählerschaft der FDP seit 1984 auch nicht höher. Lediglich die Grünen verfügten in ihren ersten Jahren mit einer verlässlichen Klientel von rund sechs Prozent über eine noch bessere Basis.

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