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Offenbar wollen die beiden Länder den syrischen Diktator ohne Hilfe des Westens ausschalten.

© Khalil Ashawi/Reuters

Syriens Diktator Assad soll offenbar gestürzt werden: Türkei und Saudi-Arabien verstärken Hilfe für Rebellen

Der Wechsel im saudischen Könighaus bringt offenbar auch Bewegung in den Syrienkonflikt. Gemeinsam mit der Türkei hat Saudi-Arabien die Militärhilfe für die syrischen Rebellen massiv verstärkt - um Baschar al Assad zu stürzen.

Die Türkei und Saudi-Arabien haben ihre militärische Hilfe für die Regimegegner in Syrien erheblich verstärkt, um auch ohne Unterstützung des Westens einen Sturz des syrischen Präsident Baschar al Assad zu erreichen. Die beiden sunnitischen Mächte wollen nicht nur Assad von der Macht vertreiben, sondern auch den Machtzuwachs des schiitischen Irans in der Region stoppen: Nach Presseberichten haben die Iraner ihren Einfluss auf das Assad-Regime in jüngster Zeit erheblich ausgebaut.

Bis vor kurzem hatten die Golf-Araber wenig Interesse am Krieg in Syrien

Halit Hoca, der Vorsitzende des von der Türkei unterstützten syrischen Oppositionsbündnisses SNC, berichtete in der Zeitung "Hürriyet", die Türkei habe ihre Unterstützung im Norden Syriens verstärkt, während Saudi-Arabien für verstärkte Waffenlieferungen an die Rebellen im Süden sorge. Bis vor kurzem hätten die Golf-Araber noch wenig Interesse an dem Krieg in Syrien gezeigt. Das habe sich aber mit dem Amtsantritt des neuen saudischen Königs Salman geändert, sagte Hoca. Die Rebellen erwarteten nun trotz der Bedenken der USA auch die Lieferung von Luftabwehrraketen und fassten die Eroberung der Hauptstadt Damaskus ins Auge.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich im März in Riad mit König Salman getroffen. Diese Zusammenkunft sei ein Wendepunkt gewesen, sagte SNC-Chef Hoca. Unter dem neuen König gebe es "neuen Schwung". Die Einnahme der nordwestsyrischen Stadt Idlib durch Rebellen war laut Hoca eine Folge dieses neuen Engagements. Idlib war Ende April an eine Rebellen-Allianz gefallen, zu der auch die Al-Qaida-Gruppe Nusra-Front gehörte.

Medienberichten zufolge planen beide Länder eine Intervention in Syrien

Wie weit Türken und Saudis bei ihrer Zangenbewegung in Syrien gehen wollen, ist unklar. Presseberichten zufolge arbeiten beide Länder an Plänen für eine Militärintervention, bei der türkische Bodentruppen eine oder mehrere Sicherheitszonen in Nordsyrien besetzen sollen, während die saudische Luftwaffe die Gebiete absichert. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu dementierte dies, sagte aber, die Zusammenarbeit mit König Salman laufe glänzend. Erdogan sprach von einer Kooperation zwischen der Türkei, Saudi-Arabien und Katar. In den kommenden Monate werde sich herausstellen, was daraus werde.

Syrien könnte ein weiterer Schauplatz der saudisch-iranischen Rivalität werden

Türkei und Saudi-Arabien waren sich in den vergangenen Jahren nicht immer grün. Besonders die türkische Unterstützung für die Muslim-Bruderschaft, die vom saudischen Herrscherhaus als direkte Bedrohung für die eigene Macht gesehen wird, sorgte für Streit. Doch nun decken sich im Syrien-Konflikt offenbar wichtige Interessen beider Akteure. Die Türkei fordert bereits seit Jahren einen Sturz von Assad in Damaskus; dieses Ziel wird nun auch für Saudi-Arabien immer wichtiger, weil auf diese Weise die Machtausbreitung des Iran gestoppt werden soll. Syrien könnte damit nach Jemen zu einem weiteren Schauplatz der saudisch-iranischen Rivalität werden.

Teheran besetzt angeblich wichtige Posten in Damaskus mit Iranern

Teheran, einer der wenigen internationalen Partner Assads, hat laut Pressemeldungen in jüngster Zeit damit begonnen, wichtige Regierungsstellen in Damaskus mit Iranern zu besetzen. Der britische "Daily Telegraph" berichtete, die Politik der syrischen Zentralbank werde mittlerweile ebenso von den Iranern gesteuert wie das Vorgehen gegen die Rebellen auf dem Schlachtfeld des Bürgerkrieges. In den Reihe des syrischen Regimes gebe es deshalb erhebliche Spannungen. Saudi-Arabien sieht offenbar den Zeitpunkt gekommen, eine starke schiitische Achse vom Iran über dessen Partner Irak und Syrien zur Heimat der iranisch unterstützten Hisbollah in Libanon zu verhindern.

USA wollen nicht in einen neuen Krieg in Nahost gezogen werden

Für die türkische Seite ist der Sinneswandel der Saudis erfreulich. Für die USA dagegen dürfte die Entwicklung bedenklich sein. Bisher hat Washington alle Forderungen aus Ankara nach Militäreinsätzen gegen Assads-Truppen in Syrien abgelehnt und sich auf Luftangriffe auf den "Islamischen Staat" (IS) beschränkt. Die Amerikaner wollen nicht in einen neuen Krieg in Nahost gezogen werden. Sie befürchten zudem, dass verstärkte Waffenlieferungen und andere Interventionen des Auslands in Syrien am Ende radikale Gruppen wie den IS oder die Nusra-Front stärken könnten. Doch offenbar lassen sich Türken und Saudis von diesen Bedenken nicht mehr beeindrucken.

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