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Ein Bild des 13 Jahre alten palästinensischen Jungen Ahmed Mansra im Hadassah-Krankenhaus wird bei einer Pressekonferenz von Israels Premier Benjamin Netanjahu (rechts) am 15. Oktober gezeigt.

© AFP

Terror in Israel: Die verkehrten Bilder von Jerusalem

Ein palästinensischer Junge geht mit dem Messer auf Israelis los. Israels Botschafter fragt sich: Was haben die Erwachsenen falsch gemacht? Ein Gastkommentar.

Der Junge lebt. Er liegt in einem Krankenhaus in Israel, seine Wunden sind versorgt, bald wird er wieder aufstehen können. Ahmed Mansra ist erst 13 Jahre alt, aber er hat versucht einen jüdischen Jungen seines Alters mit dem Messer zu töten. Wahllos, nur weil er gerade auf dem Rad vorbei fuhr. Immer wieder hat er zugestochen, bis ihn israelische Bürger außer Gefecht setzten. Wenn ein Kind so etwas tut, dann müssen wir uns fragen: Was haben die Erwachsenen, die für Ahmed verantwortlich sind, falsch gemacht?

Ahmad lebt, doch einige seiner palästinensischen Landsleute haben ihn allzu bereitwillig für tot erklärt. „Kaltblütig“ sei er „hingerichtet“ worden durch israelische Sicherheitskräfte, sagte nach dem Attentat der Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmut Abbas, in einer Ansprache im Fernsehen. Dazu kursierte ein Video in Sozialen Netzwerken, das den Jungen zeigt, wie er auf dem Boden liegt. Es stellt das Gegenteil davon dar, was passiert war: Es macht den Angreifer zum Opfer, die besonnenen Verteidiger zu Tätern. Dieses Video ist eine Lüge.

Die meisten der Attentäter sind zwischen 16 und 25 Jahre alt

Das Krankenhaus hat deshalb die Bilder des Jungen veröffentlicht: um die Wahrheit zu zeigen. Wie der Angriff lief, zeigen Aufnahmen von Sicherheitskameras. Sie sind, wie Aufnahmen vieler Mordanschläge auf israelische Zivilisten, im Internet zu finden. Die Attentäter töten mit dem Auto, mit dem Messer, mit der Axt. Und doch kehren offizielle Stellen der palästinensischen Autonomiebehörde die Fakten um. Angreifer, die scheitern und ausgeschaltet werden, sind unschuldige Opfer. Schaffen sie es dagegen, israelische Bürger umzubringen, werden sie zu Helden erklärt. Die palästinensische Anwaltskammer, finanziell unterstützt von der Europäischen Union, hat kürzlich einem Doppelmörder posthum die Ehrendoktorwürde verliehen. Weil er Juden getötet hat, nur weil sie Juden waren.

In dieser Welt der verkehrten Bilder ist Ahmed aufgewachsen. Er gehört, wie die meisten 13-Jährigen auf unserem Planeten, zu einer Generation, die viele Informationen aus dem Internet bezieht. Die meisten der Attentäter, die derzeit in Israel morden, sind zwischen 16 und 25 Jahre alt. Im Internet gibt es Menschen, die erzählen, dass die Welt eine Scheibe ist. Und auch sie finden ihre Follower. Palästinensische Jugendliche sehen auf Facebook Aufrufe zum Mord, und einige folgen den Bildern bis zum Werkzeug, mit dem sie den Mord begehen. Warum schauen sich diese Jugendlichen nicht die wahren Bilder an? Weil ihre Vorbilder sie nicht zur Suche nach der Wahrheit erziehen.

Es ist ein leerer Kampf, für den junge Menschen oft ihr Leben aufgeben. Sie dienen einer Lüge. Palästinensische Stellen verbreiten das Gerücht, Israel wolle Muslimen den Zutritt zum Tempelberg zu verwehren. Das Gegenteil ist der Fall: Israel wird am Status Quo nichts ändern. Der jüdische Staat untersagt Juden, dort zu beten. Terror und Hass werden die jungen Menschen aus Palästina nicht näher an das bringen, was das Ziel der israelischen Seite ist: Zwei Staaten für zwei Völker. Sie zerstören nur die Bedingung dafür: Das Vertrauen der Menschen ineinander.

Auch die internationalen Medien sind in der Pflicht

Wer versucht, die Motive der Angreifer nur im Stillstand des Friedensprozesses zu suchen, in Frustrationen und der ärmlichen Lage der Palästinenser, oder in Rachegefühlen für Opfer von israelischen Luftangriffen als Reaktion auf andauernden Beschuss durch Raketen, der wird den wahren Grund für die gegenwärtige Terrorwelle nicht finden: Die Kultur des Hasses, die Mord über friedliche Koexistenz stellt. In Israel gibt es viele kritische Medien, die nur darauf warten zu enthüllen, was Regierung oder Sicherheitskräfte falsch machen. Das ist nicht immer leicht für die Verantwortlichen in einem Land, das unter Bedrohung von außen und von innen steht. Und doch ist das die Bedingung für Demokratie: zu erforschen, was wahr ist und was falsch. Die Anführer in Ramallah und Gaza wissen genau, warum sie keine kritischen Journalisten dulden.

Deshalb sind auch internationale Medien in der Pflicht. Wir haben beobachtet, wie die renommierte BBC nach einem Attentat auf ein jüdisches Ehepaar in Jerusalem die verquere Schlagzeile brachte: „Palästinenser erschossen, nachdem Angriffe in Jerusalem zwei Menschen töteten.“ Erst nach heftigem Widerspruch schrieben die Redakteure die Schlagzeile, die selbstverständlich gewesen wäre: „Jerusalem: Palästinenser tötet zwei Israelis in der Altstadt.“ Wenn profesionelle Medien nicht zeigen, wer Angreifer ist und wer Opfer, wer dann? s Ahmad ist erst 13 Jahre alt. Auch wenn er zwei Menschen beinahe getötet hätte und ihnen unfassbares Leid angetan hat, so ist dies ein Alter, in dem man aus Fehlern lernen kann. Ahmed lebt. Er isst und trinkt, es geht ihm besser als seinen Opfern. Hoffentlich will er das eines Tages allen erzählen.

Der Autor ist israelischer Botschafter in Berlin.

Yakov Hadas-Handelsman

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