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Mordinstrument mit Einschusslöchern: Ein palästinensischer Attentäter fuhr in Jerusalem in eine Gruppe junger Soldaten und tötete mindestens vier Menschen.

© REUTERS

Update

Tödlicher Lkw-Anschlag in Jerusalem: Netanjahu: Alles deutet auf den "Islamischen Staat" hin

Hinter dem tödlichen Lkw-Anschlag mit vier Toten in Jerusalem steckt offenbar der "Islamische Staat". Das erklärte Israels Premier Netanjahu.

Erneut ist ein Lastwagen als Mordinstrument missbraucht worden – dieses Mal in Jerusalem. Ein palästinensischer Attentäter fuhr damit am Sonntagnachmittag in eine Gruppe junger Soldaten und tötete mindestens vier Menschen: drei Frauen und einen Mann. Rund 15 weitere Menschen wurden verletzt. Der Täter wurde von den Soldaten erschossen.

Dov Mayer, einer von mehreren Duzenden Sanitätern vor Ort, berichtete, einige Opfer seinen unter dem Truck eingeklemmt gewesen und noch am Unfallort gestorben, mehr als zehn weitere seien in Krankenhäuser in der Umgebung gebracht worden. "Als wir gerufen wurden, hieß es, es handele sich um einen schweren Unfall. Vor Ort war dann klar, dass es ein Terroranschlag war."

Der Anschlag ist Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zufolge offenbar auf den "Islamischen Staat" zurückzuführen. Alles deute darauf hin, dass der Attentäter ein Unterstützer der Extremistenmiliz war, teilte Netanjahu mit. "Wir kennen die Identität des Angreifers, der allen Hinweisen zufolge den Islamischen Staat unterstützte", sagte Netanjahu. Der Regierungschef stellte die Tat in einen Zusammenhang mit Anschlägen im Ausland: "Wir wissen, dass sich die Attentate aneinanderreihen, von Frankreich bis Berlin und nun in Jerusalem, und es besteht die Möglichkeit, dass es zwischen ihnen eine Verbindung gibt." Der Stadtteil aus dem er kam sei abgeriegelt worden. Es gebe weitere Maßnahmen, die er aber nicht näher ausführen wolle.

Michael Müller drückt Trauer aus

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sagte dem Tagesspiegel: "Der heutige Anschlag in Jerusalem ist von der selben Menschenverachtung geprägt, wie der in Berlin und an den anderen Orten rund um die Welt. Wir trauern um die Opfer.  Alle freiheitsliebenden Demokraten auf der ganzen Welt sind Ziel dieser mörderischen Angriffe und wir müssen zusammenstehen und zeigen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen."

Bei dem Terroristen soll es sich um einen Palästinenser aus dem arabischen Stadtteil Jabal Mukabbir handeln, der unweit vom Tatort im Stadtteil Armon Hanatziv entfernt liegt. "Ich war gerade dabei, eine Gruppe von rund 30 jungen Soldaten durch Jerusalem zu führen", berichtet die Augenzeugin und Stadtführerin Lea Schreiber. Touren dieser Art durch Jerusalem gehörten zum Ausbildungsprogramm der Armee. "Insgesamt waren zehn Soldatengruppen mit Tourguides unterwegs. Wir liefern gerade runter zur Promenade, als ich plötzlich hinter mir Schreie hörte. Ich blickte zurück und sah einen Lastwagen, der auf dem Gehweg in die Soldaten fuhr. Einige haben dann auf ihn geschossen. Da war mir dann klar, dass es sich um Terror handelt." Bilder des Trucks nach der Attacke zeigen mehrere Einschusslöcher in der Windschutzscheibe.

Der Terrorist könnte vom Anschlag in Berlin inspiriert worden sein

Mit einem Fahrzeug in Menschenmengen zu rasen scheint eine neue Form des Terrors zu sein. In Berlin fuhr im Dezember ein Attentäter in einen Weihnachtsmarkt, zwölf Menschen kamen dabei ums Leben. Und im Sommer vergangenen Jahres tötete ein Terrorist mit einem Lkw auf der Promenade des Anglais in Nizza mehr als 80 Menschen. Medienberichten zufolge veröffentlichte die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zuletzt genaue Anweisungen, wie einzelne Terroristen mit einem Lastwagen möglichst viele Zivilisten töten können. Polizeichef Roni Alsheikh schließt nicht aus, dass der palästinensische Terrorist von dem jüngsten Anschlag in Berlin inspiriert wurde.

Der Terror-Experte Barak Ben-Zur aber sieht in den Lkw-Attacken keinen neuen Terror-Trend in Israel, sondern nur eine von vielen verschiedenen Formen von Attentaten, die in den vergangen Monaten immer wieder vor allem Jerusalem überschattet haben. "Es ist nicht der erste Fall dieser Art. Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder Terrorattacken erlebt, bei denen Attentäter teilweise private Fahrzeuge nutzen, um in eine Menschengruppe zu fahren. Auch gab es schon Fälle, in denen Traktoren und Baustellenfahrzeuge genutzt wurden", sagte der ehemalige Chef der Recherche-Einheit des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet und Wissenschaftler am International Institute for Counter-Terrorism des Interdisziplinären Zentrums in Herzlyia. Tatsächlich wurden genau aus diesem Grund rund um Bushaltestellen in Jerusalem Pfosten aufgestellt, damit die wartenden Fahrgäste vor Terrorattacken dieser Art geschützt sind.

Die Polizei macht zunächst keine näheren Angaben zur Person des Attentäters, der Inlandsgeheimdienst untersuche den Fall. Nur soviel verriet der Polizeichef Roni Alsheikh den Medien: Es habe vorher keine Geheimdienst-Informationen über die Intentionen des Attentäter gegeben, eine Terrorattacke auszuüben.

Medien berichten, Armeetruppen hätten kurz nach der Tat das Haus des Terroristen durchsucht. Außerdem wird berichtet, die Hamas habe das Attentat in sozialen Netzwerken gelobt und in Gaza sogar aus Freude Süßigkeiten verteilt.

In Jerusalem wurden nach Angaben der Polizei die Sicherheitsvorkehrungen erhöht, anliegende Stadtteile wurden abgeriegelt. Bürgermeister Nir Barkat rief die Einwohner dazu auf, ihr Leben davon nicht beeinflussen und den Terror nicht gewinnen zu lassen: "Leider gibt es kein Limit, was die Grausamkeit von Terroristen angeht, die vor nichts zurück schrecken, um Juden zu töten und das Leben in Israel’s Hauptstadt zu stören." (mit rtr)

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