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Mit Splitterschutzweste auf dem Rollfeld von Masar-i-Scharif: das Ehepaar Guttenberg in Afghanistan.

© dpa

Die Guttenbergs in Afghanistan: Truppenbild mit Dame

Minister Guttenberg reist mit seiner Ehefrau nach Afghanistan – die Opposition kritisiert den Besuch als "Selbstdarstellung". SPD, Grüne und Linkspartei hoffen, dass sich der Minister mit seinem schlagzeilenträchtigen Truppenbesuch selbst entlarvt hat.

Berlin - Für Karl-Theodor zu Guttenberg war es eine „Frage des Herzens“, für die Opposition eine kühl kalkulierte PR-Aktion. Selten hat ein Truppenbesuch ein derart verheerendes politisches Echo ausgelöst wie der des Bundesverteidigungsministers bei den deutschen Soldaten in Afghanistan. Am Montag landete Deutschlands beliebtester Politiker mit einem Bundeswehr-Transportflugzeug in Masar-i-Scharif, um von dort per Hubschrauber ins Feldlager Kundus weiterzufliegen. Begleiten ließ sich der Minister dabei nicht nur von seiner Gattin Stephanie, sondern auch von Talkmaster Johannes B. Kerner. Der Sat-1-Journalist, der in Politikerkreisen als besonders einfühlsamer Fragesteller geschätzt wird, durfte zu Guttenberg vor Ort für seine Show „Kerner“ im Kreise von Soldaten interviewen. Die Sendung wird am Donnerstagabend ausgestrahlt und soll ein Millionenpublikum begeistern.

Aus Sicht der Opposition geht Guttenberg damit zu weit. Seit langem wird im Regierungsviertel über den Drang des jungen CSU-Politikers zur Selbstdarstellung gelästert, nicht nur bei SPD, Grünen und Linkspartei. Tatsache ist: Die Deutschen sehen in dem Baron aus Franken einen der wenigen, vielleicht den einzigen unabhängigen, unbeugsamen Macher im Kabinett Merkel. Für sie ist zu Guttenberg einer, der sich den Zwängen des Berliner Politbetriebs mannhaft verweigert.

Gegen zu Guttenbergs ungeheure Popularität hat die Opposition noch kein Mittel gefunden. Sie setzte in der Vergangenheit stets auf den „Soufflé-Faktor“, nach dem Motto: Irgendwann werden die Beliebtheitswerte des Ministers schon in sich zusammenfallen. Ist es jetzt so weit? SPD, Grüne und Linkspartei hoffen, dass sich der Minister mit seinem schlagzeilenträchtigen Truppenbesuch endlich selbst entlarvt hat. Der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels sprach am Montag von einer „befremdlichen Inszenierung“: „Die Soldaten werden für die Show des Ministers instrumentalisiert. Eine verantwortliche Dienstaufsicht sieht anders aus.“ Grünen-Fraktionsvize Fritz Kuhn ätzte, zu Guttenberg missbrauche „den Krieg in Afghanistan für seine Inszenierungsorgien im Unterhaltungsfernsehen“. Und Gregor Gysi, Fraktionschef der Linken, mahnte: „Afghanistan ist das letzte Land, das sich für Showbusiness und Entertainment eignet. Die ministerielle PR-Aktion mit Gattin und Talkshowtross verbessert weder die Lage im Land noch macht sie den von der klaren Mehrheit der Deutschen abgelehnten Bundeswehreinsatz richtig.“ Guttenbergs Selbstinszenierung werde dem Ernst der Lage in Afghanistan in keiner Weise gerecht. „Die Soldaten werden so gleich doppelt missbraucht: für einen falschen Krieg und nun auch noch als Staffage auf den heimatlichen Bildschirmen.“

Womöglich kommt die Reise des Ehepaars Guttenberg bei den Wählern aber besser an, als die Opposition es sich wünscht. In der Onlineausgabe der „Bild-Zeitung“ wurde Stephanie zu Guttenberg bereits als „mutigste Baronin Deutschlands“ gepriesen. Sie selbst gab sich vor Ort ganz bescheiden: Sie habe ihren Mann an den Hindukusch begleitet, um den Soldaten im Vorhinein frohe Weihnachten zu wünschen, sagte die 34-Jährige. Der Gefahr in Afghanistan begegne sie mit viel Respekt. „Das ist kein spaßiger Ausflug, das ist bitterer Ernst.“ Sie wolle sich aber nicht durch die angespannte Sicherheitslage davon abhalten lassen, „als Bürger dieses Landes Danke zu sagen“. Zumindest die Soldaten in Kundus sollen begeistert gewesen sein vom Auftritt der Ministergattin. Zur Sicherheit teilte die Bundesregierung am Nachmittag in Berlin mit, die Bürgerin zu Guttenberg habe die Reisekosten selbst bezahlt.

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