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Gespannte Ruhe. Separatist in einem gepanzerten Fahrzeug.

© Alexander Ermochenko/dpa

Ukraine: Banden von Plünderern sickern ein

In die Ostukraine sickern kriminelle Banden ein – sie wollen sich in den verlassenen und umkämpften Gebieten bereichern. Unterdessen harren noch immer Menschen im Niemandsland zwischen den Fronten aus. Sie sind nicht geflüchtet.

Wie stabil ist der Waffenstillstand in der Ukraine? Die ukrainischen Behörden und die OSZE zeigten sich am Wochenende vor allem besorgt über die brüchige Waffenruhe in der Südostukraine. Das Dorf Schyrokine nahe der Hafenstadt Mariupol ist trotz Waffenruhe stark zerstört. Die OSZE beklagt wiederholten Beschuss auf ihre Beobachter.

Aus dem OSZE-Bericht vom Wochenende geht hervor, dass 60 bis 70 Prozent der Gebäude Schyrokines zerbombt sind. „Das Dorf und die Umgebung sind in einem katastrophalen Zustand“, sagte Michael Bociurkiw, Sprecher der OSZE-Beobachtermission in der Ukraine, dem TV-Kanal „112“. Die Beobachter konnten Schyrokine am Freitag zwar besuchen, doch von einer „entspannten Situation“ könne keine Rede sein. In dem Ort, der etwa 20 Kilometer von der strategisch wichtigen Hafenstadt Mariupol entfernt liegt, sollen sich noch etwa 50 Bewohner aufhalten. Die Infrastruktur sei allerdings nicht mehr funktionsfähig. Humanitäre Hilfe werde nicht geleistet, weil die Helfer nicht durchgelassen werden. Auch die OSZE-Beobachter hätten großer Schwierigkeiten gehabt, an den Kontrollposten vorbeizukommen.

Nachdem die OSZE Schyrokine verlassen hatte, startete der Beschuss von Neuem. Den Beobachtern gelang es aufgrund des Beschusses nicht, weiter östlich, in Richtung ukrainisch-russischer Grenze, in die Nähe von Nowoasowsk zu fahren. An einem Checkpoint der selbst ernannten „Volksrepublik Donezk“ wurde den OSZE-Experten die Weiterfahrt verweigert, „unter Androhung von Waffengewalt zwangen sie uns umzukehren“, wird ein OSZE-Beobachter von ukrainischen Medien zitiert.

Die Banden aus Russland wollen sich nur bereichern

Der Pressesprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums, Andrej Lysenko, berichtete am Sonntag, dass die von Russland unterstützen Separatisten offenbar erneut schwere Waffen verwendeten. Angeblich seien in den vergangenen 24 Stunden 40 Raketen im Gebiet der Region Luhansk abgeschossen worden. Die Vereinbarungen von Minsk verbieten den Einsatz dieser Waffen. Die Separatisten hatten Mitte März erklärt, die schweren Waffen seien komplett abgezogen worden.

Im Hauptquartier des Anti-Terror-Einsatzes der ukrainischen Streitkräfte sieht man eine neue Gefahr heraufziehen. Die derzeitigen Konfrontationen in Süd-Donezk und der Region Luhansk gingen nur zu einem Teil auf das Konto der Separatisten, zudem würden sich „kriminelle Banden Gefechte mit der ukrainischen Armee liefern“, schreibt die „Ukrainska Prawda“. Am Bahnhof von Illowaisk sei am Donnerstag beobachtet worden, wie 600 „russische Söldner burjatischen Aussehens“ aus einem Zug aus Russland ausgestiegen seien. Diese Kämpfer „interessieren sich nur für ihre persönliche Bereicherung und ziehen plündernd durch die besetzten Gebiete“, schreibt die Zeitung.

Auch der Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrates der Ukraine, Alexander Turtschinow, warnte Ende der Woche vor der Gefahr der Instabilität. Er sehe mit Sorge, dass die Städte Charkiw und Odessa Zulauf von Personen hätten, „die wir auf keinen Fall aus den Augen verlieren dürfen“.

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