zum Hauptinhalt
Die Zahl der Muslime wird von den meisten Menschen in Deutschland überschätzt. Blick in die Abubakr-Moschee in Frankfurt am Main.

© dpa

Umfrage: Zahl der Muslime in Deutschland wird deutlich überschätzt

Wie viele Muslime leben in Deutschland? Das fragten Demoskopen landauf und landab. Und sie stellen fest: Es gibt eine gravierende Fehleinschätzung in der Bevölkerung.

Die Zahl der in Deutschland lebenden Muslime wird laut einer Studie des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) erheblich überschätzt. So gingen bei einer Befragung von 5659 Menschen mit und ohne Migrationshintergrund 70 Prozent von einer deutlich höheren Zahl aus, teilte das Gremium am Donnerstag in Berlin mit. Das ist das Ergebnis einer Sonderauswertung des Integrationsbarometers. Nur etwa zehn Prozent hätten die Zahl der Muslime in Deutschland mit dem richtigen Wert zwischen 3,8 und 4,3 Millionen angegeben. Diese Zahl (etwa fünf Prozent der Bevölkerung in Deutschland) entspricht der weithin anerkannten Hochrechnung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Die islamische Religionszugehörigkeit wird im Gegensatz zur christlichen nicht zentral erfasst, insofern ist eine exakte Angabe der Zahl von in Deutschland lebenden Muslimen nicht möglich.

Die Fehleinschätzungen betreffen nach Informationen des Sachverständigenrates gleichermaßen Befragte mit wie ohne Migrationshintergrund. Allerdings unterschieden sich die Durchschnittswerte je nach Herkunftsgruppe, Bildungsstand und Geschlecht zum Teil deutlich. So hätten die genaueste Schätzung (4,5 Millionen) im durchschnittlichen Gruppenvergleich türkeistämmige Männer mit Abitur abgegeben. Von den Befragten ohne Migrationshintergrund glaubt sogar etwas weniger als ein Drittel, es gebe über 10 Millionen Muslime in Deutschland.

„Die Schätzwerte zur Zahl der Muslime in Deutschland sind ein wichtiger Indikator für den Wissensstand über diese Bevölkerungsgruppe“, sagte Cornelia Schu, Direktorin des Forschungsbereichs beim SVR. „Das deutliche Informationsdefizit, das in den Schätzungen zu Tage tritt, deutet darauf hin, dass es auch an Wissen um die Vielfalt der hier lebenden Muslime mangelt.“ Ein Abbau dieser Wissensdefizite könne Stereotypen vorbeugen und pauschale Urteile in Teilen der Bevölkerung verringern – und damit auch die Teilhabechancen der Muslime verbessern, sagte Schu..

Das Integrationsbarometer ist eine Bevölkerungsumfrage unter Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in fünf Großregionen Deutschlands. Die zu Grunde liegende Befragung wurde 2013 durchgeführt. (sc)

Zur Startseite