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Irans Atomprogramm: USA mahnen Israel im Atomstreit zu Gelassenheit

Washington: Iran laut neuer Analyse noch mindestens ein Jahr von der Bombe entfernt.

Nach Einschätzung der US-Regierung verzögert sich Irans Atomprogramm durch technische Schwierigkeiten. Es sei zudem gelungen, auch Israel von dieser Analyse zu überzeugen. In der Konsequenz sinke die Wahrscheinlichkeit eines präventiven israelischen Angriffs auf Irans Atomanlagen. Das berichtete die „New York Times“ am Freitag unter Berufung auf amerikanische und israelische Militär- und Geheimdienstexperten.

Nach den neuesten Erkenntnissen soll Iran noch mindestens ein Jahr entfernt sein vom Bau nuklearer Sprengköpfe, zitiert die Zeitung Gary Samore, den obersten Berater Präsident Barack Obamas für Atomwaffen. „Ein Jahr ist eine lange Zeit.“ Das Blatt schreibt weiter, dass es eine Vorwarnzeit gebe, falls Teheran seinem Ziel nahekomme. Iran werde dann nämlich Inspektionen seiner Atomanlagen durch die Experten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO verweigern. Denn die könnten bei ihren Besuchen Hinweise auf ein weit fortgeschrittenes Waffenprogramm feststellen. Die neue Lageeinschätzung basiert auf einer Kombination von Geheimdiensterkenntnissen aus den letzten zwölf Monaten sowie den Inspektionsberichten der IAEO.

Wie zuverlässig solche amerikanischen Analysen sind, ist allerdings umstritten. Die USA und Iran unterhalten seit mehr als 30 Jahren keine diplomatischen Beziehungen mehr, was auch das Sammeln geheimdienstlicher Informationen erschwert. Die Qualität der Unterlagen, die iranische Überläufer mitgebracht haben sollen, hat sich als fraglich erwiesen. In den vergangenen Jahren kamen die verschiedenen Analysen über den Stand des iranischen Atomprogramms zu gegensätzlichen Schlüssen. Mal hieß es, die Bombenfähigkeit sei nur eine Frage von Monaten. Andere Berichte urteilten, Teheran habe das Waffenprogramm schon vor Jahren aufgegeben.

Nach den neuen Erkenntnissen stoßen Irans Atomforscher auf große technische Probleme bei dem Versuch, Uran so hoch anzureichern, dass es waffenfähig ist. In Natanz, wo diese Arbeiten angeblich ausgeführt werden, sei die Hälfte der Zentrifugen nicht funktionsfähig. Das Programm leide unter zahlreichen Pannen und Ineffizienz. Auch gezielte Sabotageversuche westlicher Geheimdienste zeigten Wirkung. Iran verfüge über 5730 Pfund nicht so hoch angereicherten Urans; die Menge reiche im Prinzip für zwei Sprengköpfe, aber nur wenn die Anreicherung gelinge.

Die „New York Times“ stützt ihren Bericht, dass die Regierung Obama Israel auf absehbare Zeit von einem Präventivschlag gegen Iran abhalten könne, auch auf eine Analyse der diplomatischen Beziehungen. Beim jüngsten Besuch des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu in Washington Anfang Juli sei Irans Atomprogramm nur ein Thema untergeordneter Bedeutung gewesen. Es sei aber offensichtlich, dass Israel die Entwicklung im Iran mit größerem Misstrauen beobachte als die US-Fachleute.

Iranexperten der US-Regierung sagen, die Kombination aus technischen Problemen und westlichen Sanktionen habe zu „Rissen in der iranischen Führung“ geführt. Deren Mitglieder „streiten, wie weit sie das Atomprogramm weiter verfolgen wollen und zu welchem Preis“.

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