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Explosion in New York: Der Schauplatz ist ein beliebtes Ausgehviertel.

© AFP/Getty Images/Spencer Platt

Update

Verletzte bei Explosion in New York: Alle denken an 9/11 - offensichtlich war es eine Bombe

In New Yorks beliebtem Ausgehviertel Chelsea wurden bei einer Detonation 29 Menschen verletzt. Der Bürgermeister spricht von einer "vorsätzlichen Tat", aber waren es wirklich Terroristen?

Es war wohl eine Bombe, das jedenfalls deuten Aussagen von Regierungsmitarbeitern des Staates New York an. Es gebe aber "keine Verbindung zum internationalen Terrorismus", teilte der Gouverneur des US-Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, am Sonntag mit. Nachdem die Explosion am Samstagabend das Ausgehviertel Chelsea erschüttert hatte, hatten sich die Behörden bei der Einschätzung der Ursache zunächst zurückhaltend geäußert. Ein zweiter Sprengsatz sei in der Nähe platziert gewesen, aber nicht explodiert, sagte Cuomo. "Wer immer diese Bomben gelegt hat - wir werden sie finden und vor Gericht bringen", sagte der Gouverneur. Zwar gebe es bisher keine Hinweise auf Verbindungen zum internationalen Terrorismus. "Aber es ist noch ein sehr früher Zeitpunkt in den Ermittlungen, die gerade begonnen haben", sagte Cuomo.

Danilo Gabrielli sitzt in seiner Wohnung in der 23rd Street in Downtown Manhattan, New York, und sieht fern, als ein lauter Knall die Nachbarschaft erschüttert. „Es war eine gewaltige Explosion. Sie erschütterte das gesamte Wohngebäude“, erinnert er sich später. Als der 50-Jährige und seine Nachbarn auf die Straße kommen, sehen sie Rauch. Es riecht es nach Schwefel. „Ich sah Metallstücke“, sagt er dem TV-Sender CNN später. „Die ganze Nachbarschaft hat große Angst.“

Die Explosion im beliebten Chelsea, wo die New Yorker sich am Samstagabend gern in kleinen Kneipen und Restaurants tummeln, jagt den Anwohnern einen Schrecken ein. 29 Menschen werden verletzt, davon einer schwer. Das Handyvideo eines Augenzeugen zeigt eine Frau mit einem Metallsplitter im Auge, ihr Gesicht und ihre Kleidung sind von Blut überströmt. „Ich habe die Explosion gehört und bin hingefallen“, sagt das verwirrt wirkende Opfer. Neben ihr stehen zwei junge Mädchen, einer stecken je ein Metallsplitter in Schulter und Stirn. In New York, das erst eine Woche zuvor an die Schrecken des Terrors zum 15. Jahrestag von 9/11 erinnerte, steht schnell die große Frage im Raum: Ist die laut Bürgermeister Bill de Blasio „vorsätzlich“ durchgeführte Aktion das Werk von Terroristen?

Nur vier Straßenblocks nördlich entdeckt die Polizei einen weiteren Sprengsatz, der an die Anschläge beim Boston-Marathon 2013 mit drei Toten und mehr als 260 Verletzten erinnnert - ein Schnellkochtopf, aus dem Kabel ragen, die wohl mit einem Handy verbunden sind. Sprengstoffexperten entfernen den Gegenstand schließlich vom Tatort, um ihn zu untersuchen.

Für große Schlussfolgerungen ist es auch am Tag nach der Tat, als New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo sich ein Bild am Tatort macht, noch zu früh. Donald Trump hält das nicht davon ab, den Vorfall für seinen Wahlkampf auszuschlachten. Schon kurz nach dem Knall spricht er bei einem Auftritt in Colorado von einer „Bombe“ und verspricht Härte. „Wir müssen sehr, sehr hart werden“, sagt Trump. Einige Fans jubeln. Hillary Clinton bleibt zurückhaltender. Sie will die Ermittlungen abwarten und fordert umfassende Unterstützung der Rettungskräfte.

Explosion in Manhattan: Die Behörden gehen nicht von Terror aus.
Explosion in Manhattan: Die Behörden gehen nicht von Terror aus.

© AFP/Getty Images/Spencer Platt

Die haben in Chelsea alle Hände voll zu tun. „Räumt die verdammte Straße“, ruft jemand im Video eines Augenzeugen. Blaulichter blitzen, Sirenen heulen. „Es fühlte sich an, als habe ein Blitz das Gebäude getroffen, der Boden wackelte“, berichtet Ben Brooks dem Sender CNN. „Und alle rannten aus den Restaurants und auf die Straße, die ganze Stadt war auf den Straßen.“ Die Wohngegend Chelsea, wo es im Vergleich zur Hektik von Midtown oder dem Financial District eher gelassen zugeht, kommt stundenlang nicht zur Ruhe. Auch Präsident Barack Obama wird über den Vorfall informiert.

„Was auch immer die Ursache war, die New Yorker werden sich nicht einschüchtern lassen“, sagt de Blasio in der Nacht. Zusammenhänge zu einem weiteren Sprengsatz, der Samstag früh im benachbarten New Jersey detoniert war, gebe es wohl nicht. Drei miteinander verbundene Rohrbomben waren dort in einer Mülltonne an einer Lauf-Strecke deponiert, wo ein Rennen der Marineinfanterie mit geschätzt mehr als 5000 Teilnehmern stattfinden sollte. Da der Start des Rennens sich verzögert hatte und nur ein Sprengsatz explodierte, ist der Ostküste eine schwerere Katastrophe womöglich mit Glück erspart geblieben.

Auch David Martinez und Brenda Abero schätzen sich glücklich, nach dem Knall in Chelsea am Leben zu sein. „Ich fuhr im Auto und fühlte plötzlich eine Explosion“, sagt Martinez. Die Wucht der Explosion habe das Auto angehoben und beschädigt. „Ich bin einfach ohnmächtig geworden, als ich aufwache, bin ich in einem Krankenwagen.“ Andere, die von solch direkten Schock-Erlebnissen am Abend verschont bleiben, bewahren die für New Yorker bekannte Lässigkeit. „Ich habe die Explosion gehört“, berichtet ein Augenzeuge dem örtlichen TV-Sender NY1. „Dann bin ich in den Deli-Laden gegangen.“ (dpa)

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