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Politik: V-Mann soll für Neonazi-Band gearbeitet haben „Landser“ ruft zu Mord

an Bundestagsabgeordneten auf

Berlin. Steht dem Verfassungsschutz eine weitere V-Mann-Affäre bevor? Laut „Spiegel“ soll einer der wichtigsten Hintermänner der rechtsextremen, aus Berlin stammenden Kultband „Landser“ im Auftrag des Bundesamtes für Verfassungsschutz gespitzelt haben. Der Spitzel habe gleichzeitig beim Vertrieb der „Landser“-CDs eine zentrale Rolle gespielt. Außerdem soll er an der Produktion der letzten CD „Ran an den Feind“ mitgewirkt haben. Die Platte ist wegen ihrer brutalen Texte in der Szene besonders beliebt. Die Band fordert zum Beispiel, Israel zu bombardieren, „Nigger“ aufzuhängen und zu erschießen sowie die Mitglieder von Bundestag und Bundesregierung zu massakrieren – „stürmt den Reichstag, räuchert sie aus, macht der Rattenbande den Garaus“. Laut „Spiegel“ sitzt der V-Mann derzeit eine Haftstrafe ab.

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte der Tagesspiegel aus Sicherheitskreisen erfahren, dass bei „Landser“ vermutlich ein V-Mann aktiv gewesen sei. Diese Information wurde jedoch offiziell nie bestätigt.

Generalbundesanwalt Kay Nehm ermittelt seit ungefähr zwei Jahren gegen „Landser“ und das Umfeld der Gruppe. Die Vorwürfe lauten unter anderem Bildung einer kriminellen Vereinigung, Aufforderung zum Mord, Brandstiftung und Volksverhetzung. Im Oktober 2001 wurden die vier Mitglieder der Band und ihr mutmaßlicher Vertriebschef Jan W. bei einer aufwändigen Polizeiaktion festgenommen. Ob dieser aus Chemnitz stammende Neonazi mit dem mutmaßlichen V-Mann identisch ist, war am Sonnabend allerdings noch unklar.

Nach Informationen des Tagesspiegels haben sich an Produktion und Vertrieb der „Landser“-CDs mehrere Rechtsextremisten beteiligt. Auch der ebenfalls sächsische Anführer des deutschen Ablegers der internationalen Skinhead-Vereinigung „Hammerskins“, Mirko H., war in die Herstellung der CD „Ran an den Feind“ verwickelt. Der Neonazi wurde im Dezember 2001 auch wegen anderer Straftaten zu zwei Jahren Haft verurteilt.

In Sicherheitskreisen wird der Verdacht, das Bundesamt für Verfassungsschutz könnte über einen V-Mann in den Fall „Landser“ verwickelt sein, als „bedenkliche Borderline-Geschichte“ bezeichnet. Unter Druck steht auch der brandenburgische Verfassungsschutz. Dessen V-Mann Toni S. war nach Erkenntnissen des Generalbundesanwalts am Druck des Booklets zur CD „Ran an den Feind“ beteiligt. In dem Beiheft drohen die Neonazis dem Brandenburger Generalstaatsanwalt Erardo Rautenberg mit dem Tod. Frank Jansen

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