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Ersatz für "Zivis": Verbände fürchten Fehlstart des neuen Freiwilligendienstes

Bislang sind offenbar erst bis zu 2000 der insgesamt 35.000 Stellen im neuen Freiwilligendienst besetzt. Das Bundesfamilienministerium geht dennoch nicht von einem Fehlstart im Juli aus.

Berlin - Das Bundesfamilienministerium hält die Furcht vor einem Fehlstart des neuen Bundesfreiwilligendienstes für unbegründet. Staatssekretär Josef Hecken sprach am Sonntag von einem „enormen Interesse“ an dem neuen Dienst und erwartet nach den Sommerferien einen „richtigen Schub“. Bislang sind verschiedenen Angaben zufolge erst rund tausend bis 2000 der insgesamt geplanten 35 000 Stellen im Bundesfreiwilligendienst besetzt.

Der Bundesfreiwilligendienst soll ab dem 1. Juli den Zivildienst ersetzen, der im Zuge der Aussetzung der Wehrpflicht abgeschafft wird. Nach einem Bericht des Magazins „Focus“ gibt es bislang weniger als 2000 Interessenten für den neuen Dienst. Das Magazin beruft sich dabei auf Angaben des Kölner Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben.

Die Bundesregierung plant für das nächste Jahr mit 35 000 Mitarbeitern im Bundesfreiwilligendienst, die wenigstens teilweise die Aufgaben der Zivildienstleistenden übernehmen sollen. Derzeit sind nach Angaben von Hecken noch knapp 20 000 sogenannte Zivis im Dienst, vergangenes Jahr waren es 45 000.

Nach Angaben von Hecken haben sich seit dem Start der Informationskampagne für den neuen Dienst Mitte Mai rund 250 Freiwillige pro Woche gemeldet. Zudem hätten mehr als 14 000 Zivildienstleistende ihren Dienst über den 1. Juli hinaus freiwillig verlängert. Er sei optimistisch, dass ein „ordentlicher Übergang“ vom Zivildienst zu dem neuen Freiwilligendienst gelinge. Auch mit einem „Pflegenotstand“ sei wegen des Übergangs nicht zu rechnen.

Der Landesgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), Leonhard Stärk, sagte dagegen dem „Focus“, die Auswirkungen seien „eine Riesen-Katastrophe“ für den Sozialbereich. Das BRK benötige 600 Mitarbeiter, um die Aufgaben der Zivildienstleistenden zu übernehmen. Bis Ende des Jahres würden es aber kaum mehr als 400 werden. Der Bundesfreiwilligendienst sei „überhastet und dilettantisch“ eingeführt worden, so Stärk. Auch der nordrhein-westfälische Arbeits- und Sozialminister Guntram Schneider (SPD) fürchtet „große Einbrüche“ im Sozialbereich. Er forderte ein „soziales oder ökologisches Pflichtjahr“ für Schulabgänger beiderlei Geschlechts. AFP

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