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Adblocker schmälern die Einnahmen von Medienunternehmen.

© Andrea Warnecke/dpa

Verbot von Adblockern: Werbung nervt, keine Werbung auch

Das geplante Verbot von Adblockern ist für Medienunternehmen sinnvoll, für Internetnutzer aber ärgerlich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Lars von Törne

Vermutlich hält die eine Hälfte der Deutschen die sogenannten Adblocker immer noch für Herzmedikamente. Was auch, irgendwie um die Ecke gedacht, nicht ganz falsch ist, denn die andere Hälfte der Deutschen kann ohne Adblocker nicht leben. Ploppt beim Internetsurfen nämlich ungefragt Werbung auf, steigt ihr Blutdruck gefährlich an, sie werden zu virtuellen Wutbürgern. Und dagegen helfen nun die Adblocker, kleine Programme, die die Werbung in den elektronischen Orkus befördern, bevor sie sich überhaupt bemerkbar macht.

Bund und Länder wollen diese Programme nun eventuell gesetzlich verbieten – zum wirtschaftlichen Schutz der Verleger, die mit Werbung ihre Internet-Angebote finanzieren. Auch der Tagesspiegel tut das. Und wer keine Adblocker einsetzt, weil er nicht weiß, wie das geht, oder weil er damit seine Solidarität mit dem Verlag ausdrücken will, danke, der bekommt auch bei uns allerhand Anzeigen zu sehen.

Jeder reagiert auf Werbung anders

Aber trotzdem verstehe ich das Prinzip nicht. Denn es gibt nun einmal Menschen, die auf Werbung allergisch reagieren. Auf der Straße oder in der Zeitung gucken sie dran vorbei, das ist gesetzlich auch nicht zu ändern. Sie schreiben an ihre Briefkästen „Keine Werbung!!!“, sehen im Fernsehen nur Arte, und wenn ihnen aus der Zeitung mehr als ein Prospekt entgegenfällt, drohen sie unverzüglich mit der Umwelthilfe. Das ist nun mal so, da ist jeder anders – aber ich kenne niemanden, der sich im Fernsehen oder Internet auf die Werbung ausdrücklich freut.

Und deshalb frage ich mich, was es eigentlich bringt, die Leute nun per Adblockerverbot zum Werbungsehen zu zwingen. Es gibt im Fernsehen ja schon etwas Ähnliches, nämlich die RTLGruppe, deren HD-Angebot man zwar aufnehmen, aber nicht vorspulen kann, weil dabei, natürlich, die Werbung übersprungen würde.

Die Frage also lautet: Wie wirkt Reklame auf Menschen, die sie gegen ihren erklärten Willen sehen müssen? Vermutlich ist es so, dass diese Menschen sich einfach erzürnt in ihre Sitzlehnen krallen und einen heiligen Eid leisten, nie, nie dieses Zeug zu kaufen, das ihnen da reingewürgt werden soll. Oder sie gehen so lange aufs Klo, womit die Werbung auch keine Gelegenheit mehr hat, heimlich aufs Unbewusste einzuwirken.

Also: Ich halte diese Idee mit dem Blocker-Verbot für Quatsch. Aber die Dämonisierung jeglicher Werbung auch. Denn ohne sie funktioniert die Chose nun mal nicht.

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