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Die Bundesvorsitzenden der Grünen, Simone Peter und Cem Özdemir, vor Beginn des Parteitags in Halle

© dpa/Peter Endig

Vor dem Parteitag: Die Grünen führen den "Gender-Star" ein

Die Grünen wollen mit geschlechtergerechter Sprache dafür sorgen, dass niemand sich ausgeschlossen fühlt. Doch nicht jeder hat für die neue Schreibweise Verständnis, die es künftig in grünen Beschlüssen geben soll.

Die hämischen Kommentare ließen nicht lange auf sich warten: Die Grünen wollen sich auf ihrem Bundesparteitag am Wochenende auch mit geschlechtergerechter Sprache beschäftigen. Unter dem Tagesordnungspunkt 13, der am Sonntag verhandelt wird, schlägt der Bundesvorstand den "Gender-Star" vor, der künftig in grünen Parteitagsbeschlüssen verwendet werden soll. Das Sternchen-Symbol soll dazu dienen, dass "alle Menschen gleichermaßen genannt und dadurch mitgedacht werden", heißt es in dem Antrag. So werde man nicht nur Frauen und Männern gerecht, sondern auch Transsexuellen, transgender und intersexuelle Personen.

Konkret soll das nach den Vorstellungen der Grünen-Parteispitze so aussehen: In grünen Beschlüssen soll künftig von Bürger*innen und Stundent*innen die Rede sein. Schon seit Jahren verwendet die Partei in ihren Anträgen,
Beschlüssen und Wahlprogrammen geschlechtergerechte Sprache. Doch der "Gender-Star" soll die bisherigen unterschiedlichen Schreibweisen ablösen. Er soll also auch das groß geschriebene I - etwa bei den BürgerInnen - ersetzen. Es handele sich um einen "pragmatischen Vorschlag, wie wir Grüne in Zukunft eine geschlechtergerechte Sprache anwenden wollen", sagt Gesine Agena, frauenpolitische Sprecherin der Partei und Mitglied des Bundesvorstands. Der Gender-Star berücksichtige "das ganze Spektrum von Geschlechtern und Identitäten". Das große I hingegen macht nur Frauen sichtbarer.

In den sozialen Netzwerken erntet die Partei dafür etliche spöttische Kommentare. Manche stören sich auch daran, dass in dem Grünen-Antrag zu den Terroranschlägen von Paris dann auch von Täter*innen und Terrorist*innen die Rede ist. Auch die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner aus Rheinland-Pfalz lässt sich die Gelegenheit zu einer Spitze nicht entgehen. "In diesen Zeiten? Wir haben wirklich andere dringendere Probleme!", schreibt sie auf Twitter.

Das spiegelt allerdings nicht ganz die Bedeutung wider, die das Thema auf dem Grünen-Parteitag einnehmen wird. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten, die von Freitag bis Sonntag besprochen werden, gehören neben den Folgen der Terroranschläge von Paris die Themen Flucht und Einwanderung, Arbeitszeitpolitik, Wirtschaftspolitik sowie der Klimaschutz vor dem bevorstehenden Gipfel in Paris. Am Samstag bestimmen die Delegierten außerdem ihre Parteiführung neu. Am Sonntagvormittag soll schließlich neben einigen Satzungsänderungen auch über den "Gender-Star" beraten werden.

Auch die geschlechtergerechte Sprache sei den Grünen ein wichtiges Anliegen, verteidigt die Grünen-Politikerin Agena den Vorstoß. "Sprache hat einen enormen Einfluss auf unser Denken. Wenn wir zum Beispiel immer nur von Politikern, Ärzten oder Anwälten sprechen, vermitteln wir damit das Bild, dass nur Männer erfolgreich sein können", sagt sie. "Uns geht es darum, dass niemand wegen seines Geschlechts oder seiner Sexualität diskriminiert wird." In Grünen-Kreisen hieß es außerdem, es gehe bei dem geplanten Beschluss nicht um Vorschriften für die Bevölkerung, sondern lediglich um einen Leitfaden für grüne Parteitagsbeschlüsse.

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